Mitte August mit dem Nachtzug nach Amsterdam und einen Tag Stadtbesichtigung.
Am darauffolgenden Tag Start der Tour bei kräftigem Gegenwind
Von Belgiens Küste ins Landesinnere nach Brügge und Gent
und dann weiter bis nach Brüssel.
Seit 2003 habe ich eine Reihe von Velo-Reisen unternommen.
Die Landschaft Patagoniens hat mich sehr beeindruckt und ist mir mit einem fast perfekten Wetter sehr entgegen gekommen. Während den ersten fünf Wochen hatte ich nur einen Regentag, was vor allem für den chilenischen Teil Patagoniens ausserordentlich
wenig ist.
Die Tour war recht anstrengend und ich hätte wohl mehr Erholungszeit einplanen müssen. Darum habe ich dann von der geplanten Strecke die letzten 500 km (Feuerland) weggelassen.
Auf vorwiegend hügeligen Naturstrassen bin ich über 1500 km mit dem Velo gefahren, in Argentinien dann etwa 300 km mit einem Car und 100 km in einem Kleinbus. Für mich war der Besuch der Insel Magdalena in der Magellanstrasse der Höhepunkt. Es leben dort etwa 120’000 Pinguine, die hautnah zu besichtigen waren.
Fotos Teil 1 – Careterra Austral (Chile)
Fotos Teil 2 – Südliches Patagonien
Fotos Teil 3 – Insel Magdalena (Pinguine, Pinguine …)
Details (km, Fahrzeit, Ort, Art der Uebernachtung etc.) zu den einzelnen Tagen finden sich im kleinen Logbuch
Die grobe Streckenplanung sah wie folgt aus: 2008PatagonienMap.pdf
Wer es etwas genauer wissen will, folgt auf der detaillierten Karte den kleinen orangen Punkten ab Puerto Montt: 2008Patagonien_geplant.pdf
Die Tagesetappen habe ich jeweils in Google Maps nachgeführt, aufzurufen unter dem folgenden Link: Patagonienreise auf Google Maps. Da ist zu sehen, wo ich dann wirklich durchgekommen bin.
Bisher kannte ich Patagonien aus diversen Dokumentarfilmen und Berichten. Nun sitze ich hier Puerto Montt, mein Velo schwer beladen und überlege, ob ich wohl alles dabei habe, was ich in den nächsten Wochen auf der Carretera Austral benötige.
Eine Eisenplastik erinnert an die ersten deutschen Einwanderer von 1852
Die Carretera ist eine Traumstrecke für Reiseradler. Sie führt über rund 1200 km durch eine einmalig schöne Landschaft: Seen, Flüsse, Fjorde, Regenwald, Berge, Gletscher. Man kann nie voraussagen, was einem hinter der nächsten Kurve oder dem nächsten Hügel erwartet.
Etwa 20% der Strecke sind geteert, der Rest ist Naturstrasse, mal grob geschottert, mal feiner Kies, je nachdem was die Strassenbauer in der Nähe gerade fanden.
Während der ersten Tage machen mir die Hügel etwas zu schaffen und so sind die zwei Ueberfahrten mit Fähren eine angenehme Abwechslung. Die zweite Fahrt dauert 6 Stunden und bringt mich nach Caleto Gonzalo, dem Eingang des Park Pumalin. Dieser Park ist das größte private Naturschutzgebiet der Welt. Er gehört dem Amerikaner Douglas Tomkins, dem ehemaligen Besitzer der Modefirma „Esprit“. Inzwischen wurde das Gebiet als Nationalpark anerkannt.
6 Stunden Fahrt mit der Fähre, danach durch den Regenwald des Park Pumalin
Nach einem Ruhetag mit einer Wanderung im Regenwald, geht die Fahrt durch den Naturpark Pumalin. Es giesst immer wieder in Strömen. Dies war allerdings für einige Wochen der letzte Regentag. Täglich treffe ich auf andere Reiseradler aus allen Gegenden der Welt. Es gibt dann jeweils einen kurzen Austausch über Routen und was einem alles so erwartet. Besonders lohnenswerte Ziele und Unterkunftsmöglichkeiten werden so weitergegeben.
Für meine Uebernachtungen suche ich jeweils ein Zimmer in Pensionen (Hospedajes) oder Hotels, wenn es welche gibt. Dort wo die Ortschaften sehr weit auseinander liegen, kommt das mitgeführte Zelt zum Einsatz. In Puyuhuapi, welches 1935 von sudetendeutschen Einwanderern gegründet wurde, übernachte ich in der Casa Ludwig, einem Herrschaftshaus aus den Gründertagen. Die Hausherrin, zwar hier in Chile geboren, begrüsst mich überraschend in perfektem Hochdeutsch.
Mein Zimmer in Villa Santa Lucia und ……. der Aufenthaltsraum in der Casa Ludwig in Puyuhuapi
Nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt, dass die Sonne im Norden steht und dass ihr Lauf (zwar auch von Ost nach West) auf der Südkugel für den Betrachter im Vergleich zu Europa aber entgegengesetzt ist. In der 2. und 3. Woche stieg das Thermometer bis auf 28 Grad, was für diese Region sehr warm ist.
Bis Coyhaique, der ersten Stadt seit Puerto Montt, fahre ich durch einsame Täler, kreuze viele Bäche, die eiskaltes Gletscherwasser führen und schiebe mein Velo die steilsten Passagen hoch. Verkehr hat es praktisch keinen. Vielleicht alle viertel Stunde ein Auto.
Immer wieder überraschende Szenenwechsel prägen die eindrückliche Landschaft
Nach Coyhaique ist die Strasse für 100 km geteert, was zusammen mit Rückenwind ein flottes Tempo ermöglicht. Am Schluss des Tages überquere ich noch den Ibanez-Pass (1100m), den höchsten Punkt meiner Reise.
Die Verkehrsdichte sinkt auf ein Auto je Stunde. Die Strasse folgt verschiedenen Flüssen, die sich jeweils auf der ganzen Breite des Tales durch die Landschaft mäandern. Während einigen Kilometern ist die Strasse glatt, keine Steine oder Kies. Es ist festgefahrene Asche eines verheerenden Vulkanausbruches im Jahr 1991, der auf einem grossen Gebiet auch Wälder zerstört hat. Zwei Tage fahre ich entlang des grössten Sees Patagoniens, der in Chile „Lago General Carerra“ und in Argentien „Lago Buenos Aires“ heisst. Dem See entfliesst der Rio Baker, der wasserreichste Fluss Chiles, der teilweise in tiefen Schluchten durch eine eindrückliche Landschaft führt. In ganz Patagonien versuchen Naturschützer den Bau von neuen Wasserkraftwerken in dieser einmaligen Gegend zu verhindern.
Auf und ab entlang des Lago General Carerrea … … und hoch über dem Rio Baker
Auch wenn man sich oft abseits jeder Zivilisation glaubt, finden sich entlang der ganzen Carretera immer wieder Estancias und kleinere Bauernhöfe.
In Cochrane kann ich ein letztes Mal meine Vorräte ergänzen, bevor es weiter Richtung Süden geht. Ab hier ist die Strasse eine Sackgasse von beachtlichen 220 km Länge. Ich teile die Strecke in 3 Tagesetappen und zelte abends jeweils in der Nähe der Strasse. Der Michell Fjord wird auf einer Fähre überquert, die dreimal täglich fährt. Das letzte Stück der Carretera führt durch eine total wilde und raue Gegend. Mit viel Rückenwind erreiche ich rund drei Wochen nach meinem Start Villa O’Higgins, ein Ort am Ende der Welt, der von der Regierung massiv unterstützt und gefördert wird, weil er nur 2 km neben der Grenze zu Argentinien liegt.
Einsamkeit pur auf dem letzten Stück der Carretera
Die „Endstation“ Villa O’Higgins
Hier ruhe ich mich einige Tage aus und gehe mehrmals in die öffentliche Bibliothek, wo sich der einzige „offizielle“ Internet-Anschluss des Ortes befindet, der zudem kostenlos benutzt werden kann.
Während für den motorisierten Verkehr die Strasse einige Kilometer hinter Villa O’Higgins endet, gibt es für Trekking-Begeisterte und Velofahrer eine Fortsetzung, die seit einigen Jahren als „Geheimtipp“ gehandelt wird.
Mit einem Ausflugsschiff erreiche ich nach knapp 3-stündiger Fahrt den völlig abgelegenen Weiler Candellario Mancilla am südlichen Ende des Lago O’Higgins, wo sich auch die chilenische Zollstation befindet. Fein säuberlich wird meine Ausreise dort in einem Buch eingetragen und mein Pass gestempelt.
23 km Wanderweg und Trekkingpfad liegen vor mir. Die ersten beiden Kilometer geht es kräftig bergauf. Der Weg ist von Steinen jeder Grösse bedeckt, an ein Fahren ist nicht zu denken. Der Blick zurück auf Seen, Berge und Gletscher ist grandios. Ich befinde mich am Rande des südlichen Inland-Eises, welches zusammen mit dem nördlichen eine Fläche von 13’000 km2 bedeckt. Nach der Antarktis die grösste zusammenhängende Eisfläche in der südlichen Hemisphäre.
Auf dem Trekkingpfad ein Blick zurück ….…. und auf der „Passhöhe“ in weiter Ferne der Fitz Roy
Auf dem nur noch leicht ansteigenden Weg kommen mir vier chilenische Wanderer entgegen. Bald erreiche ich den höchsten Punkt des Weges und kann in grosser Entfernung bereits den 3406m hohen Fitz Roy ausmachen. Neben den Gletschern ist er eine der Hauptattraktion im Nationalpark Los Glaciares.
Ich befinde mich auf einer Art Hochebene, auf welcher das chilenische Militär eine Flugpiste gebaut hat. Alles sieht sehr verlassen aus. Gleich nach dem Flugplatz folgt ein kleiner Fluss, der zu überqueren ist. Die einstige Brücke ist in der Mitte gebrochen und eine Hälfte wurde weggeschwemmt. Dieser Zustand dauert schon Jahre und mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Ausrüstung und das Velo in mehreren Gängen auf wackligen Brettern ans andere Ufer zu tragen. Ein kanadisches Paar kreuzt dort meinen Weg.
Vor Jahren weggeschwemmt (oben) und der wacklige Notübergang über das eiskalte Wasser
Nach 17 km erreiche ich argentinisches Gebiet, was auf einer grossen Tafel angekündigt wird. Schlagartig wird aus dem bisherigen Weg ein enger Pfad, welcher sich auf und ab durch den Wald schlängelt. Immer wieder muss ich bei umgestürzten Bäumen oder bei Bachläufen mein Gepäck abladen und über die Hindernisse tragen. Ein äusserst mühsames Prozedere. Ich stelle mir vor, wie das Ganze bei Regen wäre und bin mit meinem Schicksal wieder zufrieden. Auf den letzten beiden Kilometern geht der Pfad steil bergab. Der Pfad, der auch von Pferden genutzt wird hat sich tief in die Erde gegraben, was mich auf ein „Bödeli“ neben den Pfad zwingt, von wo aus ich das Velo festhalten und steuern muss.
Nach etwa 9 Stunden erreiche ich ziemlich geschafft den argentinischen Grenzposten und bin froh, dass ich gleich daneben mein Zelt am Ufer des Lago del Desierto aufstellen darf.
Morgendlicher Blick aus dem Zelt am Lago del Desierto … ….und nochmals der Fitz Roy beim Sonnenaufgang in El Chaltén vor der Weiterfahrt
Der erste Blick aus dem Zelt am morgen ist traumhaft. Vor mir der blaue See, eingerahmt von dunkelgrünen Wäldern und hinter dem See, der majestätische Fitz Roy. Eine koreanische Familie hat ein Zelt gemietet und ist per Schiff extra für eine Nacht hierher gekommen. Mit dem Schiff geht es dann um 11 Uhr an das andere Ende des See, und von dort auf schlechter Strasse bis ins Touristenzentrum El Chaltén, wo ich einen Ruhetag einlege.
Die Charakteristik der Landschaft ändert sich hinter El Chaltén grundlegend. Die Steppe dominiert, die Hügel sind nur noch wenige Meter hoch und beim Blick zurück ist die eindrückliche Gebirgslandschaft noch den ganzen Tag zu sehen. Dank des Windes komme ich gut voran. Alle 2 Stunden muss ich mein Hinterrad nachpumpen. Am Abend flicke ich das kleine Loch, welches ich offensichtlich auf der „Trekking-Etappe“ eingefangen habe. Es bleibt der einzige Defekt auf der ganzen Reise. Ein Gürteltier überquert vor mir die Strasse und ich verfolge es zu Fuss mit meiner Digitalkamera. Eine Gruppe Nandus sucht ihr Futter entlang der Strasse.
Cerro Torre (links) und Fitz Roy beim Blick zurückEin Zwerggürteltier neben der Strasse
La Leona (so nennen sie hier die weiblichen Pumas) heisst das Hotel, welches 1894 von norwegischen Einwanderern neben einer Furt gebaut wurde. Butch Cassidy ein legendärer amerikanischer Gesetzloser lebte 1905 mit Komplizen während eines Monats in La Leona.
1969 wurde im Film “Butch Cassidy and the Sundance Kid” (mit Paul Newman and Robert Bedford), der mit 4 Oscars ausgezeichnet wurde, das Leben dieser Bankräuber festgehalten.
Das Hotel „La Leona“ zwischen El Chaltén und El Calafate an der Ruta 40 (Bild unten)
Am nächsten Morgen geht es auf der legendären Ruta 40 weiter Richtung El Calafate. Die Ruta 40 ist auf rund 5000 km die berühmteste Nord-Süd Verbindung entlang der Anden. Die Strasse wird hier teilweise neu gebaut und ich fahre einige Kilometer auf der neuen geteerten, aber offiziell noch gesperrten Strecke. Bis zur Abzweigung nach El Calafate komme ich zügig voran und es bleiben noch 30 km bis zum Ziel. Die Strasse führt nun westwärts und ein starker Gegenwind erschwert das Fortkommen massiv. Nach 2 Stunden habe ich gerade mal 15 km geschafft und erstmals seit langem künden sich Regenwolken an. Bei der Abzweigung zum Flughafen haben zwei Argentinier ein Einsehen und laden mein Velo auf ihren Pick-Up und nehmen mich bis ins Zentrum von El Calafate mit.
Die Stadt ist in den letzten Jahren extrem gewachsen. Der Hauptgrund dafür liegt im 80 km entfernten Perito Moreno Gletscher, einer der wenigen Gletscher welcher sich nicht zurückzieht, sondern immer noch wächst. Er ist das Ziel der meisten Touristen. Bei einem Ausflug mache ich mir ein Bild von der Grösse des Gletschers, der an der Spitze 5 km breit und 60 m hoch ist.
Ich geniesse das emsige Treiben in der Stadt und finde eine Wäscherei und mache auch noch einen Coiffeurbesuch.
Der Gletscher Perito Moreno, die grosse Attraktion des Nationalparkes „los glaciares“
Die nächsten 300 km nach Puerto Natales fahre ich mit dem Bus. Allein durch die Pampa gegen einen teilweise starken Wind, mochte ich mir nicht antun. Immer wieder sind Nandus und Guanacos zu sehen. Bei der Einfahrt nach Chile müssen alle aus dem Bus aussteigen und mit ihrem Gepäck in die Grenzstation, wo pro forma einige Taschen geöffnet werden. Eine saublöde Schikane, welche in keinem Verhältnis zur einfachen Einreise in Santiago steht. Ich lasse ein paar Taschen beim Velo im Bus und nehme nur einen Teil meines Gepäckes zur Kontrolle mit, was niemand bemerkt. In Puerto Natales finde ich in der Pension „Casa Cecilia“ für 2 Tage Unterschlupf. Ein Guesthouse, das seit 17 Jahren von einem Schweizer mit seiner chilenischen Frau geführt wird. Der hohe Standard der Zimmer, wie auch des Frühstücks bin ich mich nicht mehr gewohnt.
Als Rückenwind ein Segen, aber von vorn …puuh!
In Morro Chico, eine der wenigen Verpflegungsmöglichkeiten, wo ich sogar eine notdürftige Unterkunft erhalte.
Mit voller Windunterstützung sowie einer günstigen Fahrgelegenheit erreiche ich dann in zwei Tagen Punta Arenas an der Magellanstrasse, mit über 100’000 Einwohner die grösste Stadt im Süden Patagoniens. Nach über 1500 km und 15’000 Höhenmeter beschliesse ich, nicht wie ursprünglich geplant, noch nach Feuerland zu fahren. Andere Radfahrer haben die etwas eintönige Landschaft sowie die starken Winde als nicht besonders attraktiv empfunden. Ich glaube ihnen und ziehe es vor, mich etwas von meinen Strapazen zu erholen und mache stattdessen einige Ausflüge.
Als Höhepunkt meiner ganzen Reise betrachte ich den Ausflug auf die Insel Magdalena in der Magellanstrasse. Im Sommer leben dort 120’000 Pinguine. Sie brüten und ziehen dort ihre Jungen auf, bevor sie für den Winter nach Brasilien schwimmen. Bis auf wenige Meter kann ich mich den putzigen Tierchen nähern, die einen unglaublichen Lärm veranstalten. Manche stehen zusammen und es sieht aus, als ob sie grosse Diskussionen führten. Die Jungen haben noch ihre flaumigen Federn, die sie nun langsam verlieren.
Die Magellan-Pinguine auf der Insel Magdalena, der Höhepunkt meiner Reise
Punta Arenas ist der Ausgangspunkt vieler Antarktis-Expeditionen. Im Hafen laufen fast täglich Kreuzfahrtschiffe ein, deren Passagiere dann in die Stadt und in die Umgebung ausschwärmen. Die Stadt ist geprägt durch die vielen Einwanderer. Auf dem Friedhof finden sich viele Grabinschriften auf Englisch, Deutsch oder Kroatisch. Den besten Kaffee mit Kuchen habe ich in der Konditorei „Bäriswyl“ getrunken (auch den teuersten!). Die „Deutsche Schule“ wurde bereits 1917 legalisiert und wird heute von einem Verein geführt.
Zum Schluss meiner Reise besuchte ich noch während einer knappen Woche die Hauptstadt Santiago, ein krasser und lärmiger Kontrast im Vergleich zum dünn besiedelten Patagonien.
Auch wenn die ganze Reise anstrengender war, als ich erwartet hatte, bin ich sehr glücklich, dass ich Patagonien so aus der Nähe erfahren konnte. Selbst als voll bepackter Velofahrer wurde ich überall freundlich empfangen, was auf meinen Touren in Europa nicht überall der Fall war. Meine limitierten Spanischkenntnisse wurden nachsichtig übersehen und von meinen Gesprächspartner vielfach überschätzt.
„ … ich verstehe, daß ein Land Rätsel aufgibt, das am eisigen Südpol beginnt und sich bis zu Salzsteppen und -wüsten hinzieht, wo es ein Jahrhundert lang nicht regnet.
Unter den Vulkanen, vor den Schneebergen, zwischen den großen Seen – der wohlriechende, der stille, der chilenische Wald. Wer den chilenischen Wald nicht kennt, kennt diesen Planeten nicht.“
Pablo Neruda (Ich bekenne, ich habe gelebt)
Nachdem unsere Touren an der Donau und durch Deutschland durch grosse Hitze geprägt waren, entscheiden wir uns dieses Jahr für eine „Genusstour“ schon im Mai. Zelt und „Küche“ bleiben zu Hause, schliesslich geht es in ein touristisches Gebiet, welches in der Vorsaison äusserst angenehm zu bereisen ist.
Per Zug erreichen wir von Zürich mit einmal Umsteigen in Venedig-Mestre unseren Startort Triest, wo wir im vorher gebuchten Hotel in Bahnhofsnähe unterkommen. Richtung Istrien kann Triest nur über einen Hügel verlassen werden, da sich der Küste entlang nur eine Stadtautobahn breit macht. Danach wählen wir die Uferstrasse, und schon nach Muggia kann von Verkehr keine Rede mehr sein. Mittags rasten wir in Koper (Slowenien) und haben dann bei Izola das Glück, auf einen gut markierten slowenischen Radweg (D-8) zu stossen, der auf dem alten Trassee einer Zugs-Verbindung Triest – Poreč verläuft, die allerdings in den 30er-Jahren eingestellt wurde. Zwei Tunnels ersparen uns sogar die letzten Höhenmeter. Im recht neuen Bikeline-Führer ‚Istrien‘ (1. Auflage 2006) werden die Radwege von Slowenien mit keinem Wort erwähnt.
In Portoroz übernachten wir im Hafen und am nächsten Morgen erreichen wir nach kurzer Zeit Kroatien. Wir sparen uns die Halbinsel Savudrija für den Rückweg und fahren zum hoch oben gelegenen Buje, um anschliessend in einer langen Abfahrt
bei Novigrad wieder auf die Küstenstrasse zu gelangen. Auf einer etwas verkehrsreicheren Strasse geht es nach Poreč weiter, wo wir im Gästehaus eines Hotels an der zentralen Uferpromenade unterkommen. Den ersten „Ruhetag“ füllen wir mit diversen Besichtigungen. Die Basilica S. Euphemia und das Museum nebenan sind sehr empfehlenswert!
Da es mittags schon recht warm ist, starten wir jeweils früh, um unsere Zielorte um die Mittagszeit zu erreichen. Auf dem Weg nach Rovinj passieren wir den Limski Kanal, der sich wie ein Fjord ins Landesinnere zieht. Rovinj ist wohl eine der malerischsten
Ortschaften an dieser Küste. Auch hier finden wir im Zentrum ein Hotelzimmer. Auf Nebenstrassen geht es am nächsten Morgen weiter. Wir stossen auf idyllische Buchten und einsame Wälder. Beim Camping Kolona endet unser Weg vor einem verschlossenen Gittertor, was uns zu einem kleinen Umweg querfeldein zwingt.
Auch in Pula finden wir sehr schnell eine Unterkunft und starten gleich zu einer ersten Erkundung der Altstadt. Überall sind Spuren der Römer. Am imposantesten ist wohl das Amphitheater, das zu den grössten seiner Art zählt. Ein Bootsausflug um die Brijuni-Inseln
ergibt einen kleinen Eindruck des Nationalparks Brijuni.
Die Weiterfahrt bringt uns über eine gleichmässig steigende Strasse nach Pazin, wo wir direkt oberhalb der bekannten Schlucht mit Blick auf Festung und Ort ein Hotelzimmer finden. Der heisse Tag bestärkt uns, wieder die Nähe zum Meer zu suchen. Wir fahren vorbei an Motovun (für die 180 Höhenmeter haben wir keine Lust) und folgen der Mirna bis zu ihrer Mündung. Wir übernachten im kleinen, hübschen Ort Novigrad. Doris findet sogar Zeit, sich im adriatischen Meer abzukühlen.
Wir folgen der Küste bis Savudrija (übernachten in Basanija) und landen am nächsten Tag, am Pfingstsonntag, in einem völlig überlaufenen Piran und fahren gleich bis Izola weiter, wo wir im riesigen „Badehotel Delfin“ zwischen Pensionisten absteigen. Hinter
Koper entdecken wir erneut das schon erwähnte Bahntrassee. Der gut markierte Radweg führt uns bis zur italienischen Grenze, ab welcher nur noch die Autos zählen. Dank unserer „Ortskenntnis“ finden wir den Weg in die Stadt und müssen erstmals wegen eines Gewitters unterstehen.
Wir bleiben für zwei Nächte in Triest. Mit den ins Auge gefassten Besichtigungen klappt es allerdings nicht, da nach 13 Uhr alle Museen geschlossen sind, falls sie überhaupt je geöffnet waren. Gegen Abend wird Triest von einem mehrstündigen Dauerregen heimgesucht, nachdem wir vorgängig 2 Wochen schönstes Wetter hatten.
Auch die Rückreise mit der Bahn klappt bestens und in Zürich bringen wir einen jungen Reiseradler aus Hamburg über die städtischen Radwege gleich noch zur Jugendherberge.
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Distanz km | Total | Zeit | Durchschnitt km | Höhe m | |||
16.05.07 |
Leimbach | HB | 7.85 | ||||
17.05.07 | Triest | Portoroz | 56.07 | 63.92 | 04:36 | 12.53 | 329 |
18.05.07 | Portoroz | Porec | 51.52 | 115.44 | 04:17 | 12.23 | 514 |
19.05.07 | Porec | 0 | 115.44 | ||||
20.05.07 | Porec | Rovinji | 35.23 | 150.67 | 02:35 | 13.86 | 325 |
21.05.07 | Rovinji | Pula | 43.01 | 193.68 | 03:33 | 12.42 | 286 |
22.05.07 | Pula | 193.68 | |||||
23.05.07 | Pula | 193.68 | |||||
24.05.07 | Pula | Pazin | 47.26 | 240.94 | 03:51 | 12.41 | 400 |
25.05.07 | Pazin | Novigrad | 45.75 | 286.69 | 03:00 | 15.39 | 251 |
26.05.07 | Novigrad | Basanija | 34.13 | 320.82 | 02:31 | 13.70 | 205 |
27.05.07 | Basanija | Izola | 45 | 365.82 | 03:44 | 12.34 | 305 |
28.05.07 | Izola | Triest | 39.19 | 405.01 | 03:21 | 12.26 | 252 |
29.05.07 | Triest | 405.01 | |||||
30.05.07 | Triest | Zürich | 8.63 | 413.64 |
Fotoquerschnitt unserer Tour
Nach der Donaureise zieht es uns dieses Jahr in den Norden. Mit dem Zug geht es von Zürich nach Konstanz. Dort müssen wir das einzige Mal umsteigen. Der Zug fährt tatsächlich von Konstanz bis nach Stralsund zum Ziel unserer Bahnfahrt. Gefühlte hundert Mal hält er unterwegs an. Effektiv waren es nur etwa 40 Stopps. Unsere Fahrräder haben einen reservierten Platz. Doch unterwegs häufen sich die Räder manchmal bis zum Wagendach, so viele Radler benützen diesen Zug manchmal auch nur für wenige Stationen. Abends um halb elf erreichen wir Stralsund und geniessen unser vorher reserviertes Hotel für zwei Tage. Danach zelten wir, wenn wir einen schönen Platz finden, oder suchen eine feste Unterkunft.
Die ersten Tage verbringen wir auf Rügen bevor es wieder aufs Festland geht. Der Ostseeküsten-Radweg bringt uns bis nach Usedom, von wo wir in südwestlicher Richtung quer durch Deutschland bis zum Rhein fahren.
Der Etappenplan unserer Reise:
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Was für eine Idee, etwas Frühling schon im Februar zu geniessen!
Schon nach der Landung in Lissabon war es recht windig und frisch, doch dies würde sich schon noch geben. Nach der Landung das Rad bereit gemacht und los ging durch das Zentrum von Lissabon und mit der Fähre über den Tajo. Die ersten 40 Kilometer bis Setubal sind eine gute Einrolldistanz nach dem zurück gelassenen Winter.
Eine Übernachtungsgelegenheit ist schnell gefunden und am nächsten morgen bringt mich eine weitere Fähre auf die Landzunge Troia, wo die Tour richtig los geht.
Optisch ist am Wetter nichts auszusetzen, wenn da nicht der kräftige Gegenwind bei einstelligen Temperaturen wäre. Immerhin geniesse ich die Pausen an windgeschützten Plätzen und die vielfältige Blumenpracht erinnerte an wärmere Tage. In Sines finde ich ein nettes Zimmer gegenüber vom Hafen und bin froh, doch schon fast 80 km geschafft zu haben.
Ich habe das Gefühl, der einzige Tourist weit und breit zu sein, aber wenigstens findet sich immer wieder ein offenes Restaurant und Möglicheiten für Einkäufe. Heute Sonntag geht es weiter bis nach Aljezur, wo ich am Dorfrand in einer leeren Feriensiedlung ein Zimmer beziehen kann. Der Wind blies kräftig vom Atlantik an der Seite und manchmal sogar von hinten!
Am Montag will ich bis an Kap Saint-Vincent bei Sagres doch schon beim Start verheissen die dunklen Regenwolken nichts gutes. Immer regnet es mal wieder und die Mittagszeit verbringe ich wartend in einem Häuschen einer Bushaltestelle während es richtig schüttet.
Ich beschliesse auf den Abstecher ans Kap zu verzichten und nehme in Vilo do Bispo die Strasse nach Portimao, meinem nächsten Übernachtungsort. Alte Windmühlen wechseln mit modernen Windrädern und blühende Mandelbäume bei wolkenlosem Himmel entschädigen etwas für den feuchten Vormittag. Kalt ist es aber weiterhin! Im Touristenort Portimao ist um diese Jahreszeit nicht viel los. Ein grösseres Hotel hat geöffnet und auch ein Restaurant findet sich.
Nach dem Frühstück im obersten Stockwerk und wunderschöner Rundsicht über die Stadt mache ich mich auf den Weg an die Küste bei Corvoeiro und verweile etwas in einer kleinen Bucht zwischen steil aufragenden Klippen. Heute nehme ich es sehr gemütlich und fahre insgesamt nur 30 km bis Silves. Dort besuche ich noch die Burg, die im 11. Jahrhundert von Mauren erbaut wurde.
Trotz wolkenlosem Himmel will es einfach nicht wärmer werden und der kräftige Nordwind erschwert mir zudem die Weiterfahrt nach Ourique. Die Landschaft ist abwechslungsreich und hügelig und bis am späten Nachmittag schaffe ich nach 6 Stunden Fahrzeit gerade einmal 73 km. Tags darauf ist alles wieder anders. Für einmal bläst der Wind zwar immer noch stark, aber wärmer und aus südlicher Richtung. So schaffe ich die 130 km nach Setubal in 6,5 Stunden und übernachte nochmals im gleichen Hotel wie am ersten Tag. Gemütlich nehme ich am Freitag die letzte kurze Etappe nach Lissabon in Angriff, wo der Samstag noch mit Sightseeing gefüllt wird.
Von Wien zum Donau-Delta im Sommer 2005
Der Idee einer Radreise mehrheitlich abseits der Touristenströme hat unsere Reise im Wesentlichen entsprochen. Wir sind mit dem Zug von Zürich nach Wien gefahren und ab Wien etwa 2000 km bis zum Donaudelta geradelt. Abgesehen von einigen nächtlichen Gewittern, einem regnerischen Tag sowie 2 – 3 mal kurzer Regen, haben wir immer gutes Wetter erlebt. Wir hatten kaum Gegenwind, nur einige Tage war es unerträglich heiss. Wir wechselten einige Male die Seite der Donau und kamen so durch Oesterreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien und Rumänien. Für die Rückreise wählten wir den Luftweg von Bukarest nach Zürich.
Für die Vorbereitung der Reise stützten wir uns auf Informationen aus verschiedensten Reiseberichten, die uns vor allem bei der Suche nach Unterkünften einige Hinweise gaben. Die Strecke hatten wir grob festgelegt, die einzelnen Etappen aber erst unterwegs für 1 – 3 Tage näher definiert. Wir hatten uns vorgenommen täglich 4 – 5 Stunden Rad zu fahren (reine Fahrzeit). Zwischen knapp 3 und gut 7 Std. hat es dann alles gegeben. Nachfolgender Bericht enthält die genaue Route und unsere subjektiven Erfahrungen mit den gefundenen Unterkünften.