Mit einem Ausflugsschiff erreiche ich nach knapp 3-stündiger Fahrt den völlig abgelegenen Weiler Candellario Mancilla am südlichen Ende des Lago O’Higgins, wo sich auch die chilenische Zollstation befindet. Fein säuberlich wird meine Ausreise dort in einem Buch eingetragen und mein Pass gestempelt.
23 km Wanderweg und Trekkingpfad liegen vor mir. Die ersten beiden Kilometer geht es kräftig bergauf. Der Weg ist von Steinen jeder Grösse bedeckt, an ein Fahren ist nicht zu denken. Der Blick zurück auf Seen, Berge und Gletscher ist grandios. Ich befinde mich am Rande des südlichen Inland-Eises, welches zusammen mit dem nördlichen eine Fläche von 13’000 km2 bedeckt. Nach der Antarktis die grösste zusammenhängende Eisfläche in der südlichen Hemisphäre.
Auf dem Trekkingpfad ein Blick zurück ….…. und auf der „Passhöhe“ in weiter Ferne der Fitz Roy
Auf dem nur noch leicht ansteigenden Weg kommen mir vier chilenische Wanderer entgegen. Bald erreiche ich den höchsten Punkt des Weges und kann in grosser Entfernung bereits den 3406m hohen Fitz Roy ausmachen. Neben den Gletschern ist er eine der Hauptattraktion im Nationalpark Los Glaciares.
Ich befinde mich auf einer Art Hochebene, auf welcher das chilenische Militär eine Flugpiste gebaut hat. Alles sieht sehr verlassen aus. Gleich nach dem Flugplatz folgt ein kleiner Fluss, der zu überqueren ist. Die einstige Brücke ist in der Mitte gebrochen und eine Hälfte wurde weggeschwemmt. Dieser Zustand dauert schon Jahre und mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Ausrüstung und das Velo in mehreren Gängen auf wackligen Brettern ans andere Ufer zu tragen. Ein kanadisches Paar kreuzt dort meinen Weg.
Vor Jahren weggeschwemmt (oben) und der wacklige Notübergang über das eiskalte Wasser
Nach 17 km erreiche ich argentinisches Gebiet, was auf einer grossen Tafel angekündigt wird. Schlagartig wird aus dem bisherigen Weg ein enger Pfad, welcher sich auf und ab durch den Wald schlängelt. Immer wieder muss ich bei umgestürzten Bäumen oder bei Bachläufen mein Gepäck abladen und über die Hindernisse tragen. Ein äusserst mühsames Prozedere. Ich stelle mir vor, wie das Ganze bei Regen wäre und bin mit meinem Schicksal wieder zufrieden. Auf den letzten beiden Kilometern geht der Pfad steil bergab. Der Pfad, der auch von Pferden genutzt wird hat sich tief in die Erde gegraben, was mich auf ein „Bödeli“ neben den Pfad zwingt, von wo aus ich das Velo festhalten und steuern muss.
Nach etwa 9 Stunden erreiche ich ziemlich geschafft den argentinischen Grenzposten und bin froh, dass ich gleich daneben mein Zelt am Ufer des Lago del Desierto aufstellen darf.
Morgendlicher Blick aus dem Zelt am Lago del Desierto … ….und nochmals der Fitz Roy beim Sonnenaufgang in El Chaltén vor der Weiterfahrt
Der erste Blick aus dem Zelt am morgen ist traumhaft. Vor mir der blaue See, eingerahmt von dunkelgrünen Wäldern und hinter dem See, der majestätische Fitz Roy. Eine koreanische Familie hat ein Zelt gemietet und ist per Schiff extra für eine Nacht hierher gekommen. Mit dem Schiff geht es dann um 11 Uhr an das andere Ende des See, und von dort auf schlechter Strasse bis ins Touristenzentrum El Chaltén, wo ich einen Ruhetag einlege.