Die Charakteristik der Landschaft ändert sich hinter El Chaltén grundlegend. Die Steppe dominiert, die Hügel sind nur noch wenige Meter hoch und beim Blick zurück ist die eindrückliche Gebirgslandschaft noch den ganzen Tag zu sehen. Dank des Windes komme ich gut voran. Alle 2 Stunden muss ich mein Hinterrad nachpumpen. Am Abend flicke ich das kleine Loch, welches ich offensichtlich auf der „Trekking-Etappe“ eingefangen habe. Es bleibt der einzige Defekt auf der ganzen Reise. Ein Gürteltier überquert vor mir die Strasse und ich verfolge es zu Fuss mit meiner Digitalkamera. Eine Gruppe Nandus sucht ihr Futter entlang der Strasse.
Cerro Torre (links) und Fitz Roy beim Blick zurückEin Zwerggürteltier neben der Strasse
La Leona (so nennen sie hier die weiblichen Pumas) heisst das Hotel, welches 1894 von norwegischen Einwanderern neben einer Furt gebaut wurde. Butch Cassidy ein legendärer amerikanischer Gesetzloser lebte 1905 mit Komplizen während eines Monats in La Leona.
1969 wurde im Film “Butch Cassidy and the Sundance Kid” (mit Paul Newman and Robert Bedford), der mit 4 Oscars ausgezeichnet wurde, das Leben dieser Bankräuber festgehalten.
Das Hotel „La Leona“ zwischen El Chaltén und El Calafate an der Ruta 40 (Bild unten)
Am nächsten Morgen geht es auf der legendären Ruta 40 weiter Richtung El Calafate. Die Ruta 40 ist auf rund 5000 km die berühmteste Nord-Süd Verbindung entlang der Anden. Die Strasse wird hier teilweise neu gebaut und ich fahre einige Kilometer auf der neuen geteerten, aber offiziell noch gesperrten Strecke. Bis zur Abzweigung nach El Calafate komme ich zügig voran und es bleiben noch 30 km bis zum Ziel. Die Strasse führt nun westwärts und ein starker Gegenwind erschwert das Fortkommen massiv. Nach 2 Stunden habe ich gerade mal 15 km geschafft und erstmals seit langem künden sich Regenwolken an. Bei der Abzweigung zum Flughafen haben zwei Argentinier ein Einsehen und laden mein Velo auf ihren Pick-Up und nehmen mich bis ins Zentrum von El Calafate mit.
Die Stadt ist in den letzten Jahren extrem gewachsen. Der Hauptgrund dafür liegt im 80 km entfernten Perito Moreno Gletscher, einer der wenigen Gletscher welcher sich nicht zurückzieht, sondern immer noch wächst. Er ist das Ziel der meisten Touristen. Bei einem Ausflug mache ich mir ein Bild von der Grösse des Gletschers, der an der Spitze 5 km breit und 60 m hoch ist.
Ich geniesse das emsige Treiben in der Stadt und finde eine Wäscherei und mache auch noch einen Coiffeurbesuch.
Der Gletscher Perito Moreno, die grosse Attraktion des Nationalparkes „los glaciares“
Die nächsten 300 km nach Puerto Natales fahre ich mit dem Bus. Allein durch die Pampa gegen einen teilweise starken Wind, mochte ich mir nicht antun. Immer wieder sind Nandus und Guanacos zu sehen. Bei der Einfahrt nach Chile müssen alle aus dem Bus aussteigen und mit ihrem Gepäck in die Grenzstation, wo pro forma einige Taschen geöffnet werden. Eine saublöde Schikane, welche in keinem Verhältnis zur einfachen Einreise in Santiago steht. Ich lasse ein paar Taschen beim Velo im Bus und nehme nur einen Teil meines Gepäckes zur Kontrolle mit, was niemand bemerkt. In Puerto Natales finde ich in der Pension „Casa Cecilia“ für 2 Tage Unterschlupf. Ein Guesthouse, das seit 17 Jahren von einem Schweizer mit seiner chilenischen Frau geführt wird. Der hohe Standard der Zimmer, wie auch des Frühstücks bin ich mich nicht mehr gewohnt.
Als Rückenwind ein Segen, aber von vorn …puuh!
In Morro Chico, eine der wenigen Verpflegungsmöglichkeiten, wo ich sogar eine notdürftige Unterkunft erhalte.
Mit voller Windunterstützung sowie einer günstigen Fahrgelegenheit erreiche ich dann in zwei Tagen Punta Arenas an der Magellanstrasse, mit über 100’000 Einwohner die grösste Stadt im Süden Patagoniens. Nach über 1500 km und 15’000 Höhenmeter beschliesse ich, nicht wie ursprünglich geplant, noch nach Feuerland zu fahren. Andere Radfahrer haben die etwas eintönige Landschaft sowie die starken Winde als nicht besonders attraktiv empfunden. Ich glaube ihnen und ziehe es vor, mich etwas von meinen Strapazen zu erholen und mache stattdessen einige Ausflüge.