Camargue 2020

Eine kurze Tour vom Rhonetal durch die Camargue nach Béziers. 

Tag 1: Von Orange nach Arles
Kurz nach Orange lasse ich mich nachmittags um 16 Uhr an einer Autobahnausfahrt absetzen, um noch etwa 50 km bis Arles mit dem Velo zurück zu legen.

Durch hügeliges Gelände erreiche ich schliesslich die Rhone, welche hier schon fast zu einem Strom angewachsen ist.

Ab jetzt ist es topfeben und die Strecke nach Arles ist bis zum Stadtrand verkehrsarm. Ich habe mir im Zentrum ein Zimmer reserviert und mache nach dem Essen noch einen kleinen Stadtbummel.

Eindrücklich die alten Gassen und die beleuchtete Arena von Arles.

Tag 2: von Arles nach Les-Saintes-Maries-de-la-Mer
Bei leichter Bewölkung und praktisch verkehrsfrei finde ich am nächsten Morgen fast ideale Bedingungen für meine erste Velotour seit über einem Jahr.  Ein Teil der Camargue wird noch bewirtschaftet.  Doch bald über nimmt die wilde Landschaft das Zepter.

Der leichte Wind sorgt für etwas Erfrischung. Mit dem Erreichen des Küstenstreifens ändert meine Fahrtrichtung von Süd auf West. Der Weg ist jetzt völlig autofrei und wird zwischen Wanderern und Velofahrern geteilt. Der Leuchtturm ‚Phare de la Gacholle‘ ist der Fixpunkt in der Landschaft. Die Sonne brennt nun kräftig und ich bin froh, am frühen Nachmittag mein Hotel zu erreichen. Es hat schon recht viele Touristen, aber die vielen Restaurants sind höchstens zur Hälfte ausgelastet.

Tag 3: Besuch im ‚Parc Ornithologique de Pont de Gau
In nur 5 km Entfernung von ‚Les-Saintes-Maries-de-la Mer‘ liegt der Vogelpark Pont de Gau‘, den ich unbedingt besuchen wollte. Es wimmelt von Flamingos und verschiedenen anderen Wasservögel, die sich völig frei bewegen können. Ich wählte die grosse Rundstrecke und war zu Fuss gut 3 Stunden unterwegs. Dies natürliche auch wegen der häufigen Fotostopps.

Tag 4/5: von Les Saints-Maries-de-la-Mer nach Sète und Béziers
Bei angenehmer Temperatur mache ich mich auf den Weg zur längsten Etappe (83 km) nach Sète. Nach einigen Kilometern wechsle ich auf die andere Seite der ‚kleinen Rhone‘ und geniesse weiterhin die Natur. Eine halbe Stunde muss ich auf einer Hauptstrasse nach Aigues-Mortes ausharren, bis es wieder ruhiger weiter geht. Meist auf Radwegen zwischen Meer und einem Etang geht es weiter bis Carnon und Maguelone. Von dort führt die Strecke abenteuerlich weiter auf einem Damm des Rhone-Kanals, der mitten durch einen grossen Etang gelegt wurde. Es war schon wieder recht heiss, als ich mein Hotel in Sète am Nachmittag erreiche.

Am nächsten Morgen fahre ich auf einem schönen Radweg zwischen Meer und Etang weiter nach Agde, von wo ich dem ‚Canal du Midi‘ bis nach Béziers folge. Es war eine schöne kleine Tour. Wegen der Corona-bedingten Einschränkungen war der Touristenstrom noch nicht auf die übliche Grösse angewachsen, was den Aufenthalt in den Ortschaften angenehm gestaltete.

Rund um die Ostsee 2016

Eine Art «Reisetagebuch»:
Nach einigen Gruppen-Touren habe ich mich selber wieder einmal für einer längeren Velotour aufgemacht und umrunde die Ostsee bzw. das baltische Meer. Mit dem Zug nach Kiel, dann mit einer Fähre nach Kleipeda (Litauen). Von dort dann per Velo nach Riga (Lettland) und weiter nach Tallin (Estland). Dann abwechselnd mit Fähren und Velo über Helsinki, Turku, Stockholm nach Südschweden und nach Danzig in Polen. Zum Schluss ein Abstecher nach Dresden und dann weiter bis Fulda.
Ich mache diese Tour mit einem E-Bike, was mich (altersgerecht) etwas schont und mir erlaubt, trotzdem 4-6 Stunden im Tag zu radeln.

Die Links zur Bildersammlung finden sich am Schluss des Beitrags!

22.6. Der Start
Mit der Anreise hat alles bestens geklappt.
Der EC Zürich – Hamburg ist auf die Minute genau angekommen und das Umsteigen an der Station Dammtor war ausgesprochen angenehm. Auf dem gleichen Perron fuhr nach kurzem Warten mein Zug nach Kiel ein. Weiter geht es morgen Abend mit der Fähre nach Klaipeda und dann beginnt endlich die Radtour um die Ostsee.

Ich bin gut in meiner ersten Unterkunft in Bordesholm angekommen. Wegen der Kieler Woche war keine zahlbare Unterkunft in Kiel zu finden. Morgen fahre ich die 25 km nach Kiel zur Fähre mit dem Velo.

23.6. Kiel
Bald hat die Warterei ein Ende. In einer halben Stunde darf ich hinter einem Shuttle  🚌 zur Fähre fahren. An der Küste in Kiel ist ein grosser Rummel. Kilometerlange Stände, wie auf einem Markt. Dazwischen Bahnen und Karussells. Das ist also die Kieler Woche. Von den Segelregatten habe ich nichts gesehen. Heute war es um die 30 Grad. Gut, dass ich nur 35 km gefahren bin.
Die Fahrt mit der Fähre dauert etwa 20 Stunden. Ein paar andere Velofahrer sind auch noch auf der Fähre.

24.6. Klaipeda
Ich bin gut in Litauen angekommen. Das Hotel ist angenehm, zu Fuss 15 Minuten vom Zentrum. Es ist immer noch sehr heiss und ich sitze in einer Gartenwirtschaft zum Z’nacht. Auch hier ist Volksfest zur Sonnenwende im Gang. Zum Glück nicht so riesig wie in Kiel.
Morgen mache ich einen Veloausflug auf die Kurische Nehrung (ohne Gepäck).

25.6. Kurische Nehrung
Ich bin also den litauischen Teil der Nehrung abgefahren. 108 km mit einem Akku, alles im sparsamen Eco-Modus (1 von 4). Die Strecke war nicht besonders spannend. Meistens im Wald und auf der Rückseite der Dünen. Am Morgen war die Strecke im Schatten, aber auf dem Rückweg habe ich etwas viel Sonne gehabt. Ich hätte nach der Hälfte umkehren sollen. Wenigstens scheinen die Akkus ausdauernd.
Morgen geht es schon nach Lettland. Alles der Küste entlang nach Liepäje.

26.6. Liepäje
Heute war es nicht mehr ganz so heiss und am Nachmittag hat es etwas abgekühlt.
Die 96 km bin ich fast ‚geflogen’und, war in etwa 4 Stunden am Ziel. Der Riesenunterschied zum normalen Tourenvelo ist einerseits das regelmässige Tempo und dass es weniger anstrengend ist. Im Tour-Modus (2 von 4) habe ich 1,2 Akkufüllung gebraucht, was mit dem ganzen Gepäck am Velo recht wenig ist. Liepäje ist eine Mischung zwischen alt und neu. Faszinierend sind Holzbauten, die wohl aus dem 19. Jh. stammen.
Faszinierend sind Holzbauten, die wohl aus dem 19. Jh. stammen.  Im Zentrum sieht es sowjetisch aus und einige alten Kirchen sind stehen geblieben.
Ausser der Sonnencreme ist hier alles recht billig. Morgen geht es nach Ventspils (Windau).

27.6. Ventspils
Am Vormittag hatte es etwas geregnet und es war recht kühl. Bis ich losfuhr unterhielt ich mich mit einem deutschen Ehepaar, welche ebenfalls reiseradelt. Ich kannte sie schon von der Fähre. Beim Start hatte der Regen aufgehört und am Mittag schien wieder die Sonne. Unterwegs habe ich viele Störche gesehen. Einmal hat ein Viech ca. 100 m vor mir die Strasse überquert. Es könnte ein Bieber gewesen sein. Da meine Unterkunft fast am Stadtrand liegt, habe ich Besichtigung von Ventspils per Velo gemacht. Montags hat vieles geschlossen, so auch die Burg. Der Ort ist ziemlich verschlafen, aber wenigstens hat die Gaststätte geöffnet, die mir mein Gastgeber empfohlen hat.

28.6. Kolka
Heute geht es nach Kolka, an der Spitze der Halbinsel. Es war ein schöner aber nicht heisser Tag. Ich bin entlang der Küste gefahren, allerdings immer 2 – 3 km im Landesinneren. Es war waldig, wie in Schweden. Zum Meer bin ich dann halt zweimal abgebogen. Spannend war ein riesiges Teleskop mit 32 m Durchmesser mitten im Wald nicht weit von der Strasse. Hier hatten einst die Russen den Westen ausgeforscht. In der Nähe sind einige grosse Wohnblocks mit mehreren hundert Wohnungen dem Zerfall preisgegeben. Es sieht gespenstisch aus, ähnlich wie in Tschernobyl. Das Teleskop wird heute von einer Universität weiter betrieben.

Das Kap Kolka, wo ich übernachte, liegt in einem Nationalpark und ist für seinen wilden Wellengang bekannt, wenn es kräftig windet. Heute war das Meer ruhig wie ein Ententeich.

30.6. Riga
Jetzt bin ich also Riga eingetroffen. Die Stadt gefällt mir auf den ersten Blick. Recht lebhaft und eine Mischung zwischen alt und neu. Ein grosser Teil der heutigen Strecke war auf Velowegen, manchmal etwas holprig, dafür ohne Verkehr.
Durch die Innenstadt zieht sich ein langer Park, der als gute Orientierungshilfe dient. Die Pizza heute war kein Hit, dafür hatte ich LIVE-Rockmusik und konnte am Abend noch draussen sitzen.

1.7.
Vorhin gab es ein kurzes kräftiges Gewitter, aber ich war dann gerade in meinem Zimmer und habe meine Weiterreise organisiert. Mangels Unterkünften in den Schären, fahre ich mit dem Schiff von Turku nach Stockholm und bin nur zwei Tage in Finnland. Eine Übernachtung auf Gotland habe ich auch schon gebucht. So ohne Zelt muss alles etwas besser organisiert sein, umso mehr als auch die Akkus aufgeladen sein wollen.

3.7. Ainazi
Um 8 Uhr habe ich gefrühstückt und draussen regnete es. Kurz vor neun hatte es aufgehört und ich startete die Etappe. Schon nach 30 Minuten begann es wieder richtig zu schütten. So habe ich dann meine Regensachen montiert und bin weitergefahren. Nach zweieinhalb Stunden war ich trotzdem ziemlich durchnässt. Einfach eine Spur weniger als ohne Regenkleider. Dafür hörte es auf zu regnen, aber es blieb bewölkt. Die 120 km habe ich in 5 Std. Fahrzeit geschafft und war am Ziel schon fast wieder trocken.
Das Dorf Ainazi liegt zwischen Hauptstrasse und Meer direkt vor der Grenze nach Estland, wo ich morgen weiterfahre.

4.7. Pärnu
Heute hatte ich nur 70 km geplant und so stand ich um 13 Uhr schon im nächsten Hotel.
Ein Bau, etwa 80 Jahre alt und vielleicht ein ehemaliges Sanatorium oder ähnlich. Das Zimmer ist relativ neu, aber sonst ist alles ziemlich alt. Nicht einmal einen gedeckten Platz für mein Velo haben sie hier.
Das Wetter ist wieder besser.

Störche habe ich bisher täglich gesehen. In Pärnu wimmelt es von Restaurants, aber sonst merkt man nicht, im bedeutendsten Badeort von Estland zu sein. Am kommenden Wochenende ist hier ein Musikfestival, dann ist vielleicht etwas mehr los.
Die Daten vom Strand: Wasser 18 und Luft 20 Grad, dazu ein kräftiger Wind vom Meer her. Alles andere als gemütlich 😁
Es gibt natürlich immer einige, die trotzdem ins Wasser gehen. Der Strand ist schön breit. Hier machen viele Finnländer ihre Ferien im Süden! Es ist für sie gut erreichbar und viel günstiger als in Finnland.

5.7. Haapsalu
Heute bin ich früh aufgestanden und bei wolkenlosem Himmel um 8 Uhr losgefahren. Es war noch recht kühl und mehrheitlich musste ‚ich‘ mich, mit Gegenwind aus einander setzen. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Nur noch wenig Wald, dafür Weiden mit Kühen und viel Landwirtschaft. Wenn ein Bauer gemäht oder das Gras eingeholt hat, sind ihm jeweils Störche gefolgt und haben sich einige Happen gesichert.
Da niemand in meiner Herberge war, habe ich noch eine Runde (mit Bier) gedreht. Die Dorfstrasse umrundet eine alte Festung mit Turm. Einige Touristen spazieren noch herum.

6.7. Tallin
Ich bin nun schon über 1000 km geradelt und langweilig ist es mir bis jetzt noch nicht geworden. Auch heute ist wieder schönes Wetter und der Wind blies kräftig von hinten. Die Landschaft war abwechslungsreich und auch die Störche sind immer noch da.
Tallinn ist eine moderne Stadt geworden. Viele Neubauten stehen in den Aussenquartieren und in der Altstadt sind die meisten Gebäude renoviert zum Teil elegant mit alten Mauern verbunden. Vieles von meinem letzten Aufenthalt vor etwa 20 Jahren erkenne ich nicht mehr. In der Nähe meines Hotels liegt die Strasse mit dem «Schachhaus», welches von der Stadt zur Verfügung gestellt wird. Dieses kam mir noch bekannt vor. In einem Raum hat es ein Mini-Museum zu Ehren von Ex-Weltmeister Paul Keres, dessen 100. Geburtstag gerade gefeiert wird. Es gibt eine 2-Euro Münze mit seinem Konterfei! Keres wurde sogar zum estnischen Sportler des 20. Jahrhundert gewählt.
Am Abend sitze ich hier in der Nähe des Hauptplatzes immer noch draussen bei einem Bier. Der Touristenschwarm, der täglich von Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt wird, hat sich wieder zurückgezogen.
Morgen werde ich wieder einmal ausschlafen 😊

8.7.
Heute war ich noch in einem ehemaligen Kloster. Gegründet von Dominikanern um 1246, die dann etwa 400 Jahre später von Lutheranern verjagt wurden.

Die dazugehörige Kirche ist immer noch in Betrieb. Die lebten damals recht einfach, nur der Prior hatte einen eigenen Raum.

9.7. Finnland bis Lohja
Tallinn liegt nun schon fast hinter mir. Ich bin am Hafen und warte auf die Fähre. Momentan liegt hier eine Nebelbank und das Schiff taucht wie aus dem Nichts auf.
Gestern war schönes Wetter und ich habe eine kleine Wanderung in der Stadt gemacht. Gestern ist auch noch der Deutsche Radler in Tallinn eingetroffen, mit dem ich in Lettland drei Tage unterwegs gewesen bin.
Helsinki habe ich rechts liegen gelassen und bin vom Hafen aus Richtung Turku losgefahren. Es dauerte allerdings, bis ich alle Vororte durchquert hatte. Überall Velowege und alles angeschrieben, aber jeweils nur mit den umliegenden Ortsteilen und nicht die Hauptrichtung. Mit GPS und Handy habe ich den Weg dann gefunden. Die Natur gefällt mir besser, als im Baltikum. Die Birkenwälder sind heller und dazwischen immer wieder Seen.

Ich bin hier in dem Teil von Finnland, wo noch eine schwedische Sprachminderheit lebt. Die Ortsschilder und Strassen-bezeichnungen sind häufig zweisprachig angeschrieben. Für morgen habe ich mir schon einmal die Ortschaften bis Turku herausgesucht, damit ich den Weg leichter finde.

10.7. Turku
Heute habe ich mein Tagesziel etwas zügiger angefahren als sonst. Ich habe den Regenwolken ein Schnippchen geschlagen und sitze am Nachmittag im Hafen von Turku bei meinem täglichen Bier. Die Sonne scheint und natürlich bin ich viel zu früh für die Fähre. Am Vormittag bin ich meistens auf der niedrigsten Stufe gefahren, nur bei den Steigungen eins höher. Bei einer „Abkürzung“ wurde es zweimal so steil, dass ich abstieg und die Schiebehilfe testete. Der 1. Akku hielt 75 km, so dass ich danach trotz Gegenwind und hügeliger Landschaft, die 120 km nach Turku locker schaffte.
Im Gasthaus, wo ich übernachtete, war gestern Abend eine Hochzeit im Gang. Die Musik war nicht so laut, so dass ich trotzdem schlafen konnte.
Morgen bin ich also schon in Schweden und am Abend auf der Insel Gotland, wenn alles klappt.

11.7. Stockholm – Nynashamn – Visby
Die kleine Kabine auf der Fähre von Turku nach Stockholm war eigentlich gut, geschlafen habe ich aber nicht viel, bzw. ich bin immer wieder erwacht.
Von Stockholm habe ich dieses Mal nicht viel gesehen. Ich finde die Strasse nach Nynashamn in der Nähe des Hafens schnell und bin um 07:00 Uhr schon unterwegs.
Eine Vielzahl von Velofahrern kommt mir in den Vororten von Stockholm entgegen. Die meisten wohl auf dem Weg zu ihrer täglichen Beschäftigung. Heute nehme ich es sehr gemütlich. Für die 68 km und 500 hm benötige ich genau 4 Stunden Fahrzeit.
Jetzt bin ich auf der Fähre nach Gotland, eine richtige Familienfähre. Morgen schaue ich mir etwas Gotland an und gegen Abend fahre ich wieder zurück aufs Festland.

12.7. Visby – Oskarshamn
Habe heute noch eine kleine Besichtigungstour auf der Insel gemacht. (65 km) Zuerst gegen den kräftigen Wind, aber bei schönem Wetter. Von Visby zu einer Klosterruine (12 Jh.) dann an die Küste zu einem alten Fischerdorf und mit Rückenwind zurück nach Visby, welches die vollständigste Stadtmauer in Europa haben soll.

Dort habe ich noch zwei Ruinen von Kirchen angeschaut, die zur Zeit der Reformation aufgegeben wurden. Alles ist recht herausgeputzt. In Visby waren recht viele Touristen unterwegs. Nach diesem Kurztrip nach Gotland geht es per Fähre nach Oskarshamn, wo ich übernachte.

13.7. Smaland
Heute habe ich eine lange Etappe gehabt (130 km). Ich bin auf den markierten Radwegen zickzack der Küste entlang Richtung Süden gefahren. Eine wunderschöne Gegend. Dafür bin ich jetzt im bisher teuersten Hotel meiner Reise. Ich sitze noch bei einem Bier und die Schwalben fliegen wie wild ums Haus. Die Jungen werden immer noch gefüttert und machen einen rechten Lärm. Unterwegs konnte ich an der Küste eine grosse Kolonie von Wildgänsen beobachten. Heute war ich seit langem wieder einmal kurzärmlig unterwegs. Der Wind war eher noch kühl, aber die Sonne schien den ganzen Tag.
In Kalmar habe ich mich kurz im Zentrum umgesehen. Ein riesiges Schloss am Meer, welches man wohl kennen sollte.

14.7. Karlskrona
Heute gibts nicht so viel zu berichten. Die letzte Etappe in Schweden war kurz (67 km). Ich habe noch etwas von Karlskrona angeschaut. Es ist eher kühl aber wenigstens trocken. Gegen Abend folgt die letzte Fährenfahrt (nach Polen) auf dieser Reise.
Das Warten auf die Fähren ist insofern mühsam, als dass ich immer zu früh am Hafen bin.

15.7. Danzig
Heute Morgen musste ich noch 30 km von der Fähre bis in die Innenstadt radeln, wo ich zwei Nächte bleibe. Letzte Nacht muss es in Danzig gewaltig gestürmt und geregnet haben. Überall herunter geschlagene Äste und Blätter und riesige Wasserlachen. Ganz schlimm war es bei einem Verkehrsknotenpunkt, der in einer leichten Mulde liegt. Die Ladenlokale waren überflutet worden, trotz 3 Stufen beim Eingang. Dutzende von Strassenbahnen standen herum, weil die Gleise unterspült waren und ein Tram ‚eingesackt‘ ist. Die 6-spurige Strasse war für Autos gesperrt und Reinigungsequipen versuchten dem Schlamm Herr zu werden. Ab Mittag schien wieder die Sonne.
Danzig ist sehr touristisch und hat eine schöne Innenstadt, welche beim Wiederaufbau nachdem 2. Weltkrieg nach alten Plänen gebaut wurde. Es war ja vollständig zerstört. Mein Hotel liegt mitten im Zentrum bei einem der Stadttore.

16.7.
Heute habe ich wieder einmal ausgeschlafen, spät gefrühstückt und dafür das Mittagessen ausgelassen.
Bei einem Bootsausflug zur Westerplatte, das ist dort, wo die Weichsel ins Meer fliesst, habe ich etwas für mein Geschichtswissen gemacht. Genau dort haben nämlich die Deutschen den 2. Weltkrieg begonnen. Am 1.9.1939 haben sie die Westerplatte von einem Schiff aus unter Beschuss genommen, weil dort die Polen ein grosses Munitionslager hatten. Heute erinnert ein riesiges Denkmal daran und zieht viele Besucher an.
Auf dem Rückweg habe ich unter meiner Uhr noch eine Zecke entdeckt, die sich in mein Handgelenk verbissen hat. Da hat sich meine Velotour – Pinzette wieder einmal bewährt. Das Viech habe ich sorgsam verpackt, wie es die Zecken-Webseite empfiehlt.
Morgen fahre ich weiter bis Slupsk, von dem ich noch nie etwas gehört habe.

17.7. Slupsk
Heute ging es 125 km über Land, was nicht besonders spektakulär war. Felder, Wälder, Dörfer und einige kleine Seen. Die Strassen sind die bisher schlechtesten, seit ich unterwegs bin. Besonders die Nebenstrassen bestehen teilweise nur noch aus Löchern. Slupsk schaue ich mir nach dem Essen an, zuerst habe ich Hunger.
Im Gegensatz zu Schweden hat es jetzt wieder Störche. Die Jungen sitzen noch in den Nestern,lassen sich füttern und schauen herum.

18.7. Mielno
Heute fahre ich zum Meer und dann der Küste entlang nach Mielno, wo ich an einem „lustigen“ Ort lande. Mielno ist einer der vielen Ostsee-Badeorte, wo sich die Leute bei diesen eher kühlen Temperaturen anders unterhalten müssen. Darum hat es hier wohl den ganzen Sommer Volksfeststimmung, Stände und sogar einen Zirkus. Alles ist sehr günstig zu haben. Für 8 Franken habe ich einen gemischten Salat, eine Pizza und ein grosses Bier erhalten. Meine Pension liegt am einzigen Kreisel des Ortes. Tagsüber Staus in alle Richtungen, am Abend aber schon ziemlich ruhig.

Seit ich in Polen bin, habe ich ständigen Gegenwind, was durch das E-Bike entscheidend gemildert wird.

19.7. Gryfice
Heute war ein ruhiger und etwas wärmerer Tag. Ich bin am Vormittag noch etwa 40 km entlang der Küste gefahren, das Meer habe ich aber fast nie gesehen. Dafür weitere Vergnügungspark-Dörfer, die hier für die Touristen bereit sind. Die Bahnen sind alle antiquarisch und viele von ihnen erinnern mich an meine Jugend. Es hat viele neue Radwege.
Gryfice heisst der Ort, wo ich übernachte. Die polnischen Dörfer haben alle so unaussprechliche Namen, die man sich fast nicht merken kann.

20.7. Stettin
Heute komme ich nach Stettin, das etwa gleich viele Einwohner wie Zürich hat. Es war ein idealer Velotag. Schönes Wetter und nicht zu heiss. Ich bin vor allem auf Nebenstrassen durch Pommern gefahren. Es hat unglaublich viele Dörfer. Selten liegt das nächste mehr als 4-5 km entfernt. Bei einem kleinen Umweg hat sich ein Feldhase gewundert, was ich hier mache.
Stettin ist sehr weitläufig. Von der Ortstafel waren es noch 12 km bis ins Zentrum, welches einer modernen europäischen Stadt gleicht. Es hat auch die gleichen Ladenketten, aber alles ist dem hiesigen Lohnniveau angepasst. Heute bin ich mit einem Akku 96 km gefahren!

21.7. Bad Freienwald
Morgens fahre ich noch 20 km Polen und komme dann auf den Oder-Neisse Radweg. Es ist ein schöner Radweg, ganz ohne Verkehr dem Fluss entlang. Mal auf, mal hinter dem Damm, alles geteert.
90 % der Reiseradler fahren mir entgegen, die meisten wohl mit dem Ziel Usedom.

Am Nachmittag war es schon fast etwas heiss und ich habe mir schon 10 km vor dem Ziel ein Bier genehmigt. Ich übernachte in einem kleinen Dorf, etwa 10 km von der Oder entfernt.
Übrigens bin ich nun schon mehr als 2200 km gefahren.

22.7. Frankfurt an der Oder
Jetzt funktioniert das Internet wieder!
Ich sitze auf dem Balkon meines Zimmers in der Pension Oderblick und kann direkt auf den Fluss schauen. Die Stadt ist nicht besonders attraktiv, Unkoordinierte Neubauten und hässliche Altbauten. Die Strecke (97 km) auf dem Oder-Neisse Radweg heute war recht schön.

23.7. Spreewald
Heute verlasse ich die Oder und mache ich mich auf den Weg Richtung Elbe. Ich bin jetzt also im Spreewald, den ich bisher nur aus den Spreewald-Krimis kannte. Es hat tatsächlich unzählige Kanäle und Nebenläufe der Spree und überall schöne Wälder, die mir immer wieder Schatten spenden. Die Pension in Vetschau ist angenehm und morgen Sonntag gibt es ab 7:30h Frühstück. Dann geht es weiter Richtung Elbe.
Meine Planung für morgen.

24.7. Meissen
Durch Wälder und Felder geht es Richtung Elbe. Bei Lichterfelde kommen grosse Bergbaumaschinen in mein Blickfeld und die Strasse ist beidseitig mit Zäunen und Warntafeln versehen.
Ich folge jetzt vor allem den Radwegweisern und stosse bei Nünchritz auf die Elbe.
Da ist es jetzt mit der Ruhe vorbei, ist doch der Elberadweg einer der meist befahrenen Flussradwege. Bis Meissen ist es nicht mehr weit. Dort treffe ich auf meine Frau und ihre kleine Radreisegruppe, die seit einigen Tagen auf dem Elberadweg unterwegs sind.

25.7. Dresden
Die Zeit in Dresden ist mit viel Sightseeing ausgefüllt und an einem Nachmittag machen wir noch einen kleinen Radausflug nach Königstein.

29.7. Erfurt
Während meine Frau und ihre Gruppe von Dresden mit dem Zug in die Schweiz fahren, möchte ich noch etwas mehr von Deutschland sehen. Nachdem ich gestern Abend südlich von Leipzig in einem schönen «Business»-Hotel untergekommen bin, geht es weiter Richtung Osten.
Auch heute hat wieder ein kräftiger Gegenwind mein Fortkommen behindert, so dass ich die letzten geplanten 22 km bis Gotha auf morgen verschieben muss. Im Zentrum von Erfurt habe ich in einem Hotel eingecheckt und danach eine Stadtbesichtigung (mit Pizza und Bier) unter die Füsse genommen.
Die Fahrt quer durch Sachsen und jetzt durch Thüringen ist sehr abwechslungsreich. Ich bin dem Saaleradweg etwa 30km gefolgt, was sehr angenehm war. Habe heute noch ein Zimmer am Werra-Radweg in Heringen im Thüringerhof gebucht. Das ergibt etwa 100 km zu fahren. Im booking.com sind wegen des Wochenendes fast alle Hotels der Gegend ausgebucht.
Auch meine weitere Planung habe ich nun abgeschlossen. Ich werde noch 2 Tage mit dem Velo fahren und dann von Fulda aus mit dem Zug heimreisen.
Ich muss dann nur 2x umsteigen, wenn alles klappt. In Fulda werde ich je nach Möglichkeit der Zugsverbindungen zum letzten Mal übernachten und dann am 1. August Zug fahren. (sofern das Velo überall Platz hat)

30.7. Heringen
Heute war ich in Eisenach, dessen Zentrum sehr herausgeputzt ist.
Auf der Warburg war ich früher schon einmal und darum bin ich dann gleich weiter bis nach Heringen gefahren. Ganz in der Nähe hat es riesige unnatürliche Berge mit Rückständen vom Kali-Abbau, welche sich mehr als 200 m von der Umgebung abheben.

Solche Eingriffe in die Natur können wir uns in der Schweiz kaum vorstellen.
Morgen geniesse ich noch den letzten Velotag. Dann bin ich mehr als 3000 km geradelt, das reicht!

31.7. Fulda
In Philippsthal verlasse ich das Tal der Werra und fahre entlang der Grenze zwischen Thüringen und Hessen die letzte kurze Tagesetappe auf Radwegen, Nebenstrassen und einer stillgelegten Bahnstrecke mit dem längsten Rad-Tunnel, dem Milseburgtunnel in Deutschland durch die Rhön.
Nach dem Tunnel geht es bis Fulda nur noch bergab. Die Abklärung im Bahnhof ergibt, dass ich in anderthalb Stunden eine Zugsverbindung (inklusive Velo) mit zwei- oder dreimaligem Umsteigen bis nach Zürich habe, so dass ich noch gleichentags wieder einmal in meinem eigenen Bett schlafen konnte.

Fazit
Das E-Bike als Reiserad hat sich bestens bewährt. Durch den Verzicht auf Camping- und Kochutensilien konnte ich mein Gepäck auf zwei grosse Ortlieb- sowie eine Lenkradtasche beschränken.
Der Zusatzakku hat zwar das Gewicht meines Gepäcks erhöht, mich gleichzeitig aber auch entspannt reisen lassen.
Das Buchen der Zimmer im voraus, wäre vielleicht nicht immer nötig gewesen. Da ich aber auch Fährüberfahrten im voraus buchte, war dies einfach konsequent, damit ich meinen Zeitplan einhalten konnte.

Bildersammlung der Reise:

Teil 1: Runde um das baltische Meer

Teil 2: Brandenburg, Thüringen, Sachsen

 

Chile/Bolivien/Peru 2013

1.8.2013
Meine 25-stündige Reise in den Norden von Chile ist problemlos verlaufen und auch mein Gepäck inklusive Velo ist unversehrt angekommen. So langsam lebe ich mich hier in San Pedro de Atacama auf 2450 m Höhe ein, mache Ausflüge und Trainingsfahrten, bevor es dann kommende Woche losgehen soll. Auch wenn die Sonne den ganzen Tag scheint, ist es hier noch Winter und nachts wird es empfindlich kalt. Schneestürme haben in den Anden auf meiner geplanten Strecke ihre Spuren hinterlassen und es sieht so aus, als dass ich den ersten Teil meiner Reise motorisiert unter die Räder nehmen muss. Das Gute daran wäre allerdings, dass ich mich nicht auf 4950 m  hinauf quälen müsste.


Im Mondtal in der Atacamawüste

Bilder von San Pedro de Atacama und Umgebung

Meine grobe Planung sieht nun folgende Strecke vor: San Pedro de Atacama (CHI) – Uyuni (BOL) – Colchane (CHI) – Arica (CHI) – Arequipa (PER)

5.8.2013
Heute Montag geht es weiter nach Bolivien. Wegen des starken Schneefalls vor gut 2 Wochen muss ich den ersten Teil meiner geplanten Tour, die Lagunenroute, per Bus bis zur Grenzstation und dann in 3 Tagen mit einem Jeep nach Uyuni befahren. Die kleine Reisegruppe besteht aus einem italienischen Paar, einer mexikanischen Studentin, einer junge Schweizerin, dem Chauffeur Silvio, welcher nur Spanisch spricht und mir. Die Strecke ist sehr eindrucksvoll, nur die Stopps sind manchmal etwas kurz. Die Strassenverhältnisse sind über 4500 m Höhe sehr schlecht und ich bin immer wieder froh, dass mein Velo auf dem Dach mitfahren darf.


Auf der Lagunenroute in Bolivien

9.8.2013
Seit einigen Tagen bin ich nun in Uyuni. Morgen Abend kommt mein deutscher Radlerfreund Wolfgang das letzte Stück von der argentinischen Grenze bis Uyuni mit dem Zug, nachdem er nach einer Fleischvergiftung nun wieder einigermassen fit ist. Seine Kollegin Veronika ist von Potosi kommend auch schon eingetroffen und Brit, eine weitere Radreisende aus Norddeutschland kämpft gegen eine lästige Bronchitis. Ich bin soweit gesund und gewöhne mich an die ungewohnte Höhe von 3600 m. In Uyuni besuche ich auch den farbenprächtigen Markt.


Vor dem Start in Uyuni

Bilder Lagunenroute und Uyuni

16.8.2013
Ab Uyuni fahre ich zusammen mit Veronika und Wolfgang zuerst mehr als 100 km über den Salzsee ‚Salar de Uyuni‘. Immer wieder meine ich auf Eis zu fahren und auszurutschen. Die 2. Nacht auf dem Salar zelten wir bei der Insel Incahuasi. Am Morgen vor Sonnenaufgang messe ich -13 Grad im Zelt. Die beiden nächsten Unterkünfte finden wir in Dörfern auf dem Altiplano.


Pause auf dem Salar de Uyuni, dem grössten Salzsee auf der Erde

Für uns ist Bolivien extrem billig. Ein Nachtessen mit Suppe und Hauptgang mit Reis, Kartoffeln und etwas Fleisch kostet so um die zwei Franken. Es gibt meistens das Gleiche. Auswählen kann man nicht.


Abendsonne in einem Dorf in Bolivien

23.8.2013
Weiter geht die Fahrt über den Altiplano, eine gewaltige Hochebene, wo die Leute von etwas Landwirtschaft und von Viehzucht leben.


Halbwilde Lamas auf dem Altiplano

Der bolivianische Präsident, Evo Morales, der aus dieser Gegend stammt unterstützt die Gemeinden mit neuen Schulen und Strassen. Die Naturstrassen sind sehr unterschiedlich befahrbar. Einmal mussten wir unsere beladenen Velos auf einer „Abkürzung“ 2 km durch den Sand schieben und anschliessend barfuss einen kleinen Fluss passieren.

Bilder vom Salar de Uyuni und Altiplano

Die Höhe von 3700 bis 4000 m habe ich gut ertragen. Heute sind wir über die Grenze nach Chile und übernachten in Colchane. Morgen geht es weiter Richtung Norden durch die chilenischen Nationalparks. In einer Woche sollten wir Putre erreichen, wo ich hoffentlich wieder Zugang zu einem Computer habe.


Altiplano bei Chipaya

25.8.2013
Das Wetter spielte aber nicht mit. Extremer Gegenwind, schlechtes Wetter, Kälte und Schneewolken haben uns bewogen, nach anderthalb Tagen nach Colchane zurückzukehren. Der Wind erreicht nachmittags 40-50 km/h und dies von vorne. Auch die Einheimischen meinten, dass es hier auf 4000 m nochmals schneien könnte. So habe ich mich heute in einen Bus gesetzt und bin nach Iquique am Pazifik gefahren. Hier ist es so um die 15 Grad und ich werde morgen einen „Fototag“ einschalten.

Bilder Pazifikküste Nordchile


Pelikane an der Pazifikküste in Iquique

5.9.2013
In Iquique an der Pazifik-Küste habe ich mir für einige Tage ein Auto gemietet um nochmals in die Höhe zu den chilenischen Nationalparks zu fahren.

Bilder von Nordchiles Nationalparks

Morgen geht es weiter nach Peru, wo ich nächste Woche von Arequipa aus, zu einer kleinen Rundreise (mit Bus) starten werde, bevor es dann wieder zurück in die Schweiz geht.


Guanacos im Lauca Nationalpark (Chile)

7.9.2013
Gestern hatte ich meinen letzten grösseren Velotag. Ich war um 15 Uhr in Tacna, einer Wüstenstadt und wollte den Bus-Terminal rekognoszieren. Da wurde ich gefragt, ob ich nach Arequipa wolle. Da mein Velo kein Problem war, bin für 12 Fr. Im halbleeren Luxusbus die 6 Stunden gleich losgefahren. Jetzt bin ich für 3 Tage in meinem reservierten Zimmer mitten im Zentrum. Ein Schweizer Bekannter, der hier mit seiner Frau eine Sprachschule führt, hat mich heute Abend zu einem ‚Schweizer‘ Z’nacht eingeladen.


Arequipa – in Peru wird oft gefeiert

12.9.2013
Heute Morgen war ich auf einem Bootsausflug auf dem Titicacasee. Er führte zu den Uros, einem kleinen Volk, das auf schwimmenden Inseln aus Stroh lebt.


Stroh-Inseln auf dem Titicacasee

Gestern war ich an einer Kondor-Beobachtung. Trotz der vielen Touristen haben sich tatsächlich einige der Vögel gezeigt. Morgen geht es weiter nach Cusco.

Bilder von Arequipa zum Titicacasee und weiter Richtung Cusco

 

15.9.2013
Cusco ist wirklich sehr schön. Das Zentrum gleicht spanischen Städten. Nach der Unterwerfung der Inkas haben die Spanier fleißig gebaut. Der Verkehr in allen bisherigen peruanischen Städten ist schlicht eine Katastrophe. Es gilt das Gesetz des Stärkeren. Chile war im Vergleich dazu richtig zivilisiert. Heute war ich in einem Inka-Museum und morgen mache ich einen Ausflug ins Heilige Tal und werde wohl einige Ruinen besichtigen.


Machu Picchu

19.9.2013
Heute besuchte ich  das eindrücklichen Bauwerk Machu Picchu zuoberst auf einem Berg. Zeitweise regnete es und die Nebelschwaden schafften eine mystische Stimmung. Die Gegend hier zählt schon zum Regenwald und der Dschungel beginnt einige Bergketten weiter.

Bilder von Cusco bis Machu Picchu

Jetzt geht es zurück nach Cusco und Arequipa.

28.9.2013
Nun bin ich also wieder in der Schweiz und dankbar, dass ich die ganze Reise ohne grössere Probleme absolvieren konnte. Es hatte sich gelohnt, für die verbleibenden zwei Wochen in Peru vom Velo auf den Bus umzusteigen, da ich nur auf diese Weise noch einige von Perus Sehenswürdigkeiten erreichen konnte. Der Kontrast zwischen dem beschaulichen Bolivien und den Touristenzentren wie Cusco und Machu Picchu war schon sehr ausgeprägt.

Patagonien 2008

Die Landschaft Patagoniens hat mich sehr beeindruckt und ist mir mit einem fast perfekten Wetter sehr entgegen gekommen. Während den ersten fünf Wochen hatte ich nur einen Regentag, was vor allem für den chilenischen Teil Patagoniens ausserordentlich
wenig ist.
Die Tour war recht anstrengend und ich hätte wohl mehr Erholungszeit einplanen müssen. Darum habe ich dann von der geplanten Strecke die letzten 500 km (Feuerland) weggelassen.
Auf vorwiegend hügeligen Naturstrassen bin ich über 1500 km mit dem Velo gefahren, in Argentinien dann etwa 300 km mit einem Car und 100 km in einem Kleinbus. Für mich war der Besuch der Insel Magdalena in der Magellanstrasse der Höhepunkt.  Es leben dort etwa 120’000 Pinguine, die hautnah zu besichtigen waren.

Fotos Teil 1 – Careterra Austral (Chile)

Fotos Teil 2 – Südliches Patagonien

Fotos Teil 3 – Insel Magdalena (Pinguine, Pinguine …)

Details (km, Fahrzeit, Ort, Art der Uebernachtung etc.) zu den einzelnen Tagen finden sich im  kleinen Logbuch

Die grobe Streckenplanung sah wie folgt aus:  2008PatagonienMap.pdf

Wer es etwas genauer wissen will, folgt auf der detaillierten Karte den kleinen orangen Punkten ab Puerto Montt: 2008Patagonien_geplant.pdf

Die Tagesetappen habe ich jeweils in Google Maps nachgeführt, aufzurufen unter dem folgenden Link: Patagonienreise auf Google Maps. Da ist zu sehen, wo ich dann  wirklich durchgekommen bin.

Von Puerto Montt nach Villa O’Higgins

Bisher kannte ich Patagonien aus diversen Dokumentarfilmen und Berichten. Nun sitze ich hier Puerto Montt, mein Velo schwer beladen und überlege, ob ich wohl alles dabei habe, was ich in den nächsten Wochen auf der Carretera Austral benötige.

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DSC00999Eine Eisenplastik erinnert an die ersten deutschen Einwanderer von 1852

Die Carretera ist eine Traumstrecke für Reiseradler. Sie führt über rund 1200 km durch eine einmalig schöne Landschaft: Seen, Flüsse, Fjorde, Regenwald, Berge, Gletscher. Man kann nie voraussagen, was einem hinter der nächsten Kurve oder dem nächsten Hügel erwartet.

Etwa 20% der Strecke sind geteert, der Rest ist Naturstrasse, mal grob geschottert, mal feiner Kies, je nachdem was die Strassenbauer in der Nähe gerade fanden.

Während der ersten Tage machen mir die Hügel etwas zu schaffen und so sind die zwei Ueberfahrten mit Fähren eine angenehme Abwechslung. Die zweite Fahrt dauert 6 Stunden und bringt mich nach Caleto Gonzalo, dem Eingang des Park Pumalin. Dieser Park ist das größte private Naturschutzgebiet der Welt. Er gehört dem Amerikaner Douglas Tomkins, dem ehemaligen Besitzer der Modefirma „Esprit“. Inzwischen wurde das Gebiet als Nationalpark anerkannt.

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DSC01124  DSC01067 6 Stunden Fahrt mit der Fähre, danach durch den Regenwald des Park Pumalin

Nach einem Ruhetag mit einer Wanderung im Regenwald, geht die Fahrt durch den Naturpark Pumalin. Es giesst immer wieder in Strömen. Dies war allerdings für einige Wochen der letzte Regentag. Täglich treffe ich auf andere Reiseradler aus allen Gegenden der Welt. Es gibt dann jeweils einen kurzen Austausch über Routen und was einem alles so erwartet. Besonders lohnenswerte Ziele und Unterkunftsmöglichkeiten werden so weitergegeben.

Für meine Uebernachtungen suche ich jeweils ein Zimmer in Pensionen (Hospedajes) oder Hotels, wenn es welche gibt. Dort wo die Ortschaften sehr weit auseinander liegen, kommt das mitgeführte Zelt zum Einsatz. In Puyuhuapi, welches 1935 von sudetendeutschen Einwanderern gegründet wurde, übernachte ich in der Casa Ludwig, einem Herrschaftshaus aus den Gründertagen. Die Hausherrin, zwar hier in Chile geboren, begrüsst mich überraschend in perfektem Hochdeutsch.

DSC01178 Mein Zimmer in Villa Santa Lucia und …DSC01226…. der Aufenthaltsraum in der Casa Ludwig in Puyuhuapi

Nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt, dass die Sonne im Norden steht und dass ihr Lauf (zwar auch von Ost nach West) auf der Südkugel für den Betrachter im Vergleich zu Europa aber entgegengesetzt ist. In der 2. und 3. Woche stieg das Thermometer bis auf 28 Grad, was für diese Region sehr warm ist.

Bis Coyhaique, der ersten Stadt seit Puerto Montt, fahre ich durch einsame Täler, kreuze viele Bäche, die eiskaltes Gletscherwasser führen und schiebe mein Velo die steilsten Passagen hoch. Verkehr hat es praktisch keinen. Vielleicht alle viertel Stunde ein Auto.

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DSC01249Immer wieder überraschende Szenenwechsel prägen die eindrückliche Landschaft

Nach Coyhaique ist die Strasse für 100 km geteert, was zusammen mit Rückenwind ein flottes Tempo ermöglicht. Am Schluss des Tages überquere ich noch den Ibanez-Pass (1100m), den höchsten Punkt meiner Reise.

Die Verkehrsdichte sinkt auf ein Auto je Stunde. Die Strasse folgt verschiedenen Flüssen, die sich jeweils auf der ganzen Breite des Tales durch die Landschaft mäandern. Während einigen Kilometern ist die Strasse glatt, keine Steine oder Kies. Es ist festgefahrene Asche eines verheerenden Vulkanausbruches im Jahr 1991, der auf einem grossen Gebiet auch Wälder zerstört hat. Zwei Tage fahre ich entlang des grössten Sees Patagoniens, der in Chile „Lago General Carerra“ und in Argentien „Lago Buenos Aires“ heisst. Dem See entfliesst der Rio Baker, der wasserreichste Fluss Chiles, der teilweise in tiefen Schluchten durch eine eindrückliche Landschaft führt. In ganz Patagonien versuchen Naturschützer den Bau von neuen Wasserkraftwerken in dieser einmaligen Gegend zu verhindern.

DSC01433Auf und ab entlang des Lago General Carerrea …  DSC01456 … und hoch über dem Rio Baker  

Auch wenn man sich oft abseits jeder Zivilisation glaubt, finden sich entlang der ganzen Carretera immer wieder Estancias und kleinere Bauernhöfe.

In Cochrane kann ich ein letztes Mal meine Vorräte ergänzen, bevor es weiter Richtung Süden geht. Ab hier ist die Strasse eine Sackgasse von beachtlichen 220 km Länge. Ich teile die Strecke in 3 Tagesetappen und zelte abends jeweils in der Nähe der Strasse. Der Michell Fjord wird auf einer Fähre überquert, die dreimal täglich fährt. Das letzte Stück der Carretera führt durch eine total wilde und raue Gegend. Mit viel Rückenwind erreiche ich rund drei Wochen nach meinem Start Villa O’Higgins, ein Ort am Ende der Welt, der von der Regierung massiv unterstützt und gefördert wird, weil er nur 2 km neben der Grenze zu Argentinien liegt.

DSC01538Einsamkeit pur auf dem letzten Stück der Carretera 

DSC01558Die „Endstation“ Villa O’Higgins

Hier ruhe ich mich einige Tage aus und gehe mehrmals in die öffentliche Bibliothek, wo sich der einzige „offizielle“ Internet-Anschluss des Ortes befindet, der zudem kostenlos benutzt werden kann.

Während für den motorisierten Verkehr die Strasse einige Kilometer hinter Villa O’Higgins endet, gibt es für Trekking-Begeisterte und Velofahrer eine Fortsetzung, die seit einigen Jahren als „Geheimtipp“ gehandelt wird.

Fotos Teil 1 – Careterra Austral (Chile)

Von Villa O’Higgins nach El Chaltén

Mit einem Ausflugsschiff erreiche ich nach knapp 3-stündiger Fahrt den völlig abgelegenen Weiler Candellario Mancilla am südlichen Ende des Lago O’Higgins, wo sich auch die chilenische Zollstation  befindet. Fein säuberlich wird meine Ausreise dort in einem Buch eingetragen und mein Pass gestempelt.

23 km Wanderweg und Trekkingpfad liegen vor mir. Die ersten beiden Kilometer geht es kräftig bergauf. Der Weg ist von Steinen jeder Grösse bedeckt, an ein Fahren ist nicht zu denken. Der Blick zurück auf Seen, Berge und Gletscher ist grandios. Ich befinde mich am Rande des südlichen Inland-Eises, welches zusammen mit dem nördlichen eine Fläche von 13’000 km2 bedeckt. Nach der Antarktis die grösste zusammenhängende Eisfläche in der südlichen Hemisphäre.

DSC01642a Auf dem Trekkingpfad ein Blick zurück ….DSC01652…. und auf der „Passhöhe“ in weiter Ferne der Fitz Roy

Auf dem nur noch leicht ansteigenden Weg kommen mir vier chilenische Wanderer entgegen. Bald erreiche ich den höchsten Punkt des Weges und kann in grosser Entfernung bereits den 3406m hohen Fitz Roy ausmachen. Neben den Gletschern ist er eine der Hauptattraktion im Nationalpark Los Glaciares.

Ich befinde mich auf einer Art Hochebene, auf welcher das chilenische Militär eine Flugpiste gebaut hat. Alles sieht sehr verlassen aus. Gleich nach dem Flugplatz folgt ein kleiner Fluss, der zu überqueren ist. Die einstige Brücke ist in der Mitte gebrochen und eine Hälfte wurde weggeschwemmt. Dieser Zustand dauert schon Jahre und mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Ausrüstung und das Velo in mehreren Gängen auf wackligen Brettern ans andere Ufer zu tragen. Ein kanadisches Paar kreuzt dort meinen Weg.

DSC01657Vor Jahren weggeschwemmt (oben) und der wacklige Notübergang über das eiskalte WasserDSC01659

Nach 17 km erreiche ich argentinisches Gebiet, was auf einer grossen Tafel angekündigt wird. Schlagartig wird aus dem bisherigen Weg ein enger Pfad, welcher sich auf und ab durch den Wald schlängelt. Immer wieder muss ich bei umgestürzten Bäumen oder bei Bachläufen mein Gepäck abladen und über die Hindernisse tragen. Ein äusserst mühsames Prozedere. Ich stelle mir vor, wie das Ganze bei Regen wäre und bin mit meinem Schicksal wieder zufrieden. Auf den letzten beiden Kilometern geht der Pfad steil bergab. Der Pfad, der auch von Pferden genutzt wird hat sich tief in die Erde gegraben, was mich auf ein „Bödeli“ neben den Pfad zwingt, von wo aus ich das Velo festhalten und steuern muss.

Nach etwa 9 Stunden erreiche ich ziemlich geschafft den argentinischen Grenzposten und bin froh, dass ich gleich daneben mein Zelt am Ufer des Lago del Desierto aufstellen darf.

DSC01674Morgendlicher Blick aus dem Zelt am Lago del Desierto … DSC01703 ….und nochmals der Fitz Roy beim Sonnenaufgang in El Chaltén vor der Weiterfahrt

Der erste Blick aus dem Zelt am morgen ist traumhaft. Vor mir der blaue See, eingerahmt von dunkelgrünen Wäldern und hinter dem See, der majestätische Fitz Roy. Eine koreanische Familie hat ein Zelt gemietet und ist per Schiff extra für eine Nacht hierher gekommen. Mit dem Schiff geht es dann um 11 Uhr an das andere Ende des See, und von dort auf schlechter Strasse bis ins Touristenzentrum El Chaltén, wo ich einen Ruhetag einlege.

Von El Chaltén nach Punta Arenas

Die Charakteristik der Landschaft ändert sich hinter El Chaltén grundlegend. Die Steppe dominiert, die Hügel sind nur noch wenige Meter hoch und beim Blick zurück ist die eindrückliche Gebirgslandschaft noch den ganzen Tag zu sehen. Dank des Windes komme ich gut voran. Alle 2 Stunden muss ich mein Hinterrad nachpumpen. Am Abend flicke ich das kleine Loch, welches ich offensichtlich auf der „Trekking-Etappe“ eingefangen habe. Es bleibt der einzige Defekt auf der ganzen Reise. Ein Gürteltier überquert vor mir die Strasse und ich verfolge es zu Fuss mit meiner Digitalkamera. Eine Gruppe Nandus sucht ihr Futter entlang der Strasse.

DSC01718Cerro Torre (links) und Fitz Roy  beim Blick zurückDSC01750Ein Zwerggürteltier neben der Strasse

La Leona (so nennen sie hier die weiblichen Pumas) heisst das Hotel, welches 1894 von norwegischen Einwanderern neben einer Furt gebaut wurde. Butch Cassidy ein legendärer amerikanischer Gesetzloser lebte 1905 mit Komplizen während eines Monats in La Leona.

1969 wurde im Film “Butch Cassidy and the Sundance Kid” (mit Paul Newman and Robert Bedford),  der mit 4 Oscars ausgezeichnet wurde, das Leben dieser Bankräuber festgehalten.

DSC01758Das Hotel „La Leona“ zwischen El Chaltén und El Calafate an der Ruta 40 (Bild unten) DSC01761a

Am nächsten Morgen geht es auf der legendären Ruta 40 weiter Richtung El Calafate. Die Ruta 40 ist auf rund 5000 km die berühmteste Nord-Süd Verbindung entlang der Anden. Die Strasse wird hier teilweise neu gebaut und ich fahre einige Kilometer auf der neuen geteerten, aber offiziell noch gesperrten Strecke. Bis zur Abzweigung nach El Calafate komme ich zügig voran und es bleiben noch 30 km bis zum Ziel. Die Strasse führt nun westwärts und ein starker Gegenwind erschwert das Fortkommen massiv. Nach 2 Stunden habe ich gerade mal 15 km geschafft und erstmals seit langem künden sich Regenwolken an. Bei der Abzweigung zum Flughafen haben zwei Argentinier ein Einsehen und laden mein Velo auf ihren Pick-Up und nehmen mich bis ins Zentrum von El Calafate mit.

Die Stadt ist in den letzten Jahren extrem gewachsen. Der Hauptgrund dafür liegt im 80 km entfernten Perito Moreno Gletscher, einer der wenigen Gletscher welcher sich nicht zurückzieht, sondern immer noch wächst. Er ist das Ziel der meisten Touristen. Bei einem Ausflug mache ich mir ein Bild von der Grösse des Gletschers, der an der Spitze 5 km breit und 60 m hoch ist.

Ich geniesse das emsige Treiben in der Stadt und finde eine Wäscherei und mache auch noch einen Coiffeurbesuch.

DSC01902Der Gletscher Perito Moreno, die grosse Attraktion des Nationalparkes „los glaciares“DSC01847

 

Die nächsten 300 km nach Puerto Natales fahre ich mit dem Bus. Allein durch die Pampa gegen einen teilweise starken Wind, mochte ich mir nicht antun. Immer wieder sind Nandus und Guanacos zu sehen. Bei der Einfahrt nach Chile müssen alle aus dem Bus aussteigen und mit ihrem Gepäck in die Grenzstation, wo pro forma einige Taschen geöffnet werden. Eine saublöde Schikane, welche in keinem Verhältnis zur einfachen Einreise in Santiago steht. Ich lasse ein paar Taschen beim Velo im Bus und nehme nur einen Teil meines Gepäckes zur Kontrolle mit, was niemand bemerkt. In Puerto Natales finde ich in der Pension „Casa Cecilia“ für 2 Tage Unterschlupf. Ein Guesthouse, das seit 17 Jahren von einem Schweizer mit seiner chilenischen Frau geführt wird. Der hohe Standard der Zimmer, wie auch des Frühstücks bin ich mich nicht mehr gewohnt.

DSC02001Als Rückenwind ein Segen, aber von vorn …puuh!
DSC02004In Morro Chico, eine der wenigen Verpflegungsmöglichkeiten, wo ich sogar eine notdürftige Unterkunft erhalte.

Mit voller Windunterstützung sowie einer günstigen Fahrgelegenheit erreiche ich dann in zwei Tagen Punta Arenas an der Magellanstrasse, mit über 100’000 Einwohner die grösste Stadt im Süden Patagoniens. Nach über 1500 km und 15’000 Höhenmeter beschliesse ich, nicht wie ursprünglich geplant, noch nach Feuerland  zu fahren. Andere Radfahrer haben die etwas eintönige Landschaft sowie die starken Winde als nicht besonders attraktiv empfunden. Ich glaube ihnen und ziehe es vor, mich etwas von meinen Strapazen zu erholen und mache stattdessen einige Ausflüge.

Punta Arenas und Pinguine

Als Höhepunkt meiner ganzen Reise betrachte ich den Ausflug auf die Insel Magdalena in der Magellanstrasse. Im Sommer leben dort 120’000 Pinguine. Sie brüten und ziehen dort ihre Jungen auf, bevor sie für den Winter nach Brasilien schwimmen. Bis auf wenige Meter kann ich mich den putzigen Tierchen nähern, die einen unglaublichen Lärm veranstalten. Manche stehen zusammen und es sieht aus, als ob sie grosse Diskussionen führten. Die Jungen haben noch ihre flaumigen Federn, die sie nun langsam verlieren.

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DSC02183Die Magellan-Pinguine auf der Insel Magdalena, der Höhepunkt meiner Reise

Punta Arenas ist der Ausgangspunkt vieler Antarktis-Expeditionen. Im Hafen laufen fast täglich Kreuzfahrtschiffe ein, deren Passagiere dann in die Stadt und in die Umgebung ausschwärmen. Die Stadt ist geprägt durch die vielen Einwanderer. Auf dem Friedhof finden sich viele Grabinschriften auf Englisch, Deutsch oder Kroatisch. Den besten Kaffee mit Kuchen habe ich in der Konditorei „Bäriswyl“ getrunken (auch den teuersten!). Die „Deutsche Schule“ wurde bereits 1917 legalisiert und wird heute von einem Verein geführt.

Zum Schluss meiner Reise besuchte ich noch während einer knappen Woche die Hauptstadt Santiago, ein krasser und lärmiger Kontrast im Vergleich zum dünn besiedelten Patagonien.

Auch wenn die ganze Reise anstrengender war, als ich erwartet hatte, bin ich sehr glücklich, dass ich Patagonien so aus der Nähe erfahren konnte. Selbst als voll bepackter Velofahrer wurde ich überall freundlich empfangen, was auf meinen Touren in Europa nicht überall der Fall war. Meine limitierten Spanischkenntnisse wurden nachsichtig übersehen und von meinen Gesprächspartner vielfach überschätzt.

„ … ich verstehe, daß ein Land Rätsel aufgibt, das am eisigen Südpol beginnt und sich bis zu Salzsteppen und -wüsten hinzieht, wo es ein Jahrhundert lang nicht regnet.
Unter den Vulkanen, vor den Schneebergen, zwischen den großen Seen – der wohlriechende, der stille, der chilenische Wald. Wer den chilenischen Wald nicht kennt, kennt diesen Planeten nicht.“

Pablo Neruda (Ich bekenne, ich habe gelebt)

 

 

Istrien Mai 2007, Genussradeln

Nachdem unsere Touren an der Donau und durch Deutschland durch grosse Hitze geprägt waren, entscheiden wir uns dieses Jahr für eine „Genusstour“ schon im Mai. Zelt und „Küche“ bleiben zu Hause, schliesslich geht es in ein touristisches Gebiet, welches in der Vorsaison äusserst angenehm zu bereisen ist.

Per Zug erreichen wir von Zürich mit einmal Umsteigen in Venedig-Mestre unseren Startort Triest, wo wir im vorher gebuchten Hotel in Bahnhofsnähe unterkommen. Richtung Istrien kann Triest nur über einen Hügel verlassen werden, da sich der Küste entlang nur eine Stadtautobahn breit macht. Danach wählen wir die Uferstrasse, und schon nach Muggia kann von Verkehr keine Rede mehr sein. Mittags rasten wir in Koper (Slowenien) und haben dann bei Izola das Glück, auf einen gut markierten slowenischen Radweg (D-8) zu stossen, der auf dem alten Trassee einer Zugs-Verbindung Triest – Poreč  verläuft, die allerdings in den 30er-Jahren eingestellt wurde. Zwei Tunnels ersparen uns sogar die letzten Höhenmeter. Im recht neuen Bikeline-Führer ‚Istrien‘ (1. Auflage 2006) werden die Radwege von Slowenien mit keinem Wort erwähnt.

In Portoroz übernachten wir im Hafen und am nächsten Morgen erreichen wir nach kurzer Zeit Kroatien. Wir sparen uns die Halbinsel Savudrija für den Rückweg und fahren zum hoch oben gelegenen Buje, um anschliessend in einer langen Abfahrt
bei Novigrad wieder auf die Küstenstrasse zu gelangen. Auf einer etwas verkehrsreicheren Strasse geht es nach Poreč weiter, wo wir im Gästehaus eines Hotels an der zentralen Uferpromenade unterkommen. Den ersten „Ruhetag“ füllen wir mit diversen Besichtigungen. Die Basilica S. Euphemia und das Museum nebenan sind sehr empfehlenswert!

Da es mittags schon recht warm ist, starten wir jeweils früh, um unsere Zielorte um die Mittagszeit zu erreichen. Auf dem Weg nach Rovinj passieren wir den Limski Kanal, der sich wie ein Fjord ins Landesinnere zieht. Rovinj ist wohl eine der malerischsten
Ortschaften an dieser Küste. Auch hier finden wir im Zentrum ein Hotelzimmer. Auf Nebenstrassen geht es am nächsten Morgen weiter. Wir stossen auf idyllische Buchten und einsame Wälder. Beim Camping Kolona endet unser Weg vor einem verschlossenen Gittertor, was uns zu einem kleinen Umweg querfeldein zwingt.

Auch in Pula finden wir sehr schnell eine Unterkunft und starten gleich zu einer ersten Erkundung der Altstadt. Überall sind Spuren der Römer. Am imposantesten ist wohl das Amphitheater, das zu den grössten seiner Art zählt. Ein Bootsausflug um die Brijuni-Inseln
ergibt einen kleinen Eindruck des Nationalparks Brijuni.

Die Weiterfahrt bringt uns über eine gleichmässig steigende Strasse nach Pazin, wo wir direkt oberhalb der bekannten Schlucht mit Blick auf Festung und Ort ein Hotelzimmer finden. Der heisse Tag bestärkt uns, wieder die Nähe zum Meer zu suchen. Wir fahren vorbei an Motovun (für die 180 Höhenmeter haben wir keine Lust) und folgen der Mirna bis zu ihrer Mündung. Wir übernachten im kleinen, hübschen Ort Novigrad. Doris findet sogar Zeit, sich im adriatischen Meer abzukühlen.

Wir folgen der Küste bis Savudrija (übernachten in Basanija) und landen am nächsten Tag, am Pfingstsonntag, in einem völlig überlaufenen Piran und fahren gleich bis Izola weiter, wo wir im riesigen „Badehotel Delfin“ zwischen Pensionisten absteigen. Hinter
Koper entdecken wir erneut das schon erwähnte Bahntrassee. Der gut markierte Radweg führt uns bis zur italienischen Grenze, ab welcher nur noch die Autos zählen. Dank unserer „Ortskenntnis“ finden wir den Weg in die Stadt und müssen erstmals wegen eines Gewitters unterstehen.

Wir bleiben für zwei Nächte in Triest. Mit den ins Auge gefassten Besichtigungen klappt es allerdings nicht, da nach 13 Uhr alle Museen geschlossen sind, falls sie überhaupt je geöffnet waren. Gegen Abend wird Triest von einem mehrstündigen Dauerregen heimgesucht, nachdem wir vorgängig 2 Wochen schönstes Wetter hatten.

Auch die Rückreise mit der Bahn klappt bestens und in Zürich bringen wir einen jungen Reiseradler aus Hamburg über die städtischen Radwege gleich noch zur Jugendherberge.

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Distanz km Total Zeit Durchschnitt km Höhe m

16.05.07

Leimbach HB 7.85
17.05.07 Triest Portoroz 56.07 63.92 04:36 12.53 329
18.05.07 Portoroz Porec 51.52 115.44 04:17 12.23 514
19.05.07 Porec 0 115.44
20.05.07 Porec Rovinji 35.23 150.67 02:35 13.86 325
21.05.07 Rovinji Pula 43.01 193.68 03:33 12.42 286
22.05.07 Pula 193.68
23.05.07 Pula 193.68
24.05.07 Pula Pazin 47.26 240.94 03:51 12.41 400
25.05.07 Pazin Novigrad 45.75 286.69 03:00 15.39 251
26.05.07 Novigrad Basanija 34.13 320.82 02:31 13.70 205
27.05.07 Basanija Izola 45 365.82 03:44 12.34 305
28.05.07 Izola Triest 39.19 405.01 03:21 12.26 252
29.05.07 Triest 405.01
30.05.07 Triest Zürich 8.63 413.64

Fotoquerschnitt unserer Tour

Wenn man den Weg verliert, lernt man ihn kennen. (Sprichwort der Tuareg)